Donnerstag, 17. Februar 2011

Herr Litti sucht das Glück

(teo) Elf Punkte holte die beste Rückrundenmannschaft aus den fünf Spielen seit Ende der Winterpause und ist 2011 noch ungeschlagen. Zunächst zwei Unentschieden und dann drei Siege in Folge. Der FC St. Pauli 1910 mischt derzeit die Liga auf und hat sich mit Siebenmeilenstiefeln aus der Problemzone verabschiedet. Einen Punkt hinter Schalke rangieren die Hamburger Derbysieger jetzt auf dem elften Platz und können so langsam anfangen, für ein weiteres Jahr in der 1. Liga zu planen. Da kommt die Reise zum Deutschen Meister Borussia Dortmund am 23. Spieltag gerade recht.

Der BVB tut sich zu Hause recht schwer, hat zuletzt zweimal in Folge nicht gewonnen und nur sechs Punkte aus den letzten vier Spielen geholt. Ist aber nicht viel passiert: Leverkusen ist noch zehn, die Bayern noch dreizehn Punkte entfernt und wenn nicht alle Stricke reißen, dann brennt in der schwarz-gelben Hütte auch bis Mai nichts mehr an. Sollte allerdings St. Pauli nach dem Sieg beim HSV wirklich auf den Geschmack gekommen sein und auch in Dortmund gewinnen, dann könnte vielleicht doch noch die von der Konkurrenz so lang erhoffte Nervosität beim BVB einsetzen. Bei Jürgen Klopp lagen die Nerven im "Seuchenvogel"-Interview in Kaiserslautern jedenfalls ja schon veritabel blank. Aber der BVB 09 ist natürlich trotzdem klarer Favorit gegen die Kiezkicker. Dortmund 0 - Pauli 1.

Bevor ich's vergesse: Zum Auftakt schlägt der 1. FC Nürnberg am Freitagabend ab 20.30 Uhr übrigens Eintracht Frankfurt mit 2:0. Frankfurt - mit einem 50-Punkte-Ziel recht ambitioniert in die Saison gestartet - wartet weiter auf das erste Tor (!) der Rückrunde und sieht sich unvermittelt mit dem mittlerweile recht ungewohnten Abstiegskampf konfrontiert. Nürnberg hat mit den alten Kumpels Abstieg & Relegation dagegen nichts mehr am Hut - ein völlig neues Gefühl an der Noris.

Endlich wieder ein Nordderby: Der HSV erwartet seinen Lieblingsgegner SV Werder Bremen, der überraschenderweise um's sportliche Überleben in der Eliteliga kämpft. Doch der HSV ist nach der Derby-Heimniederlage gegen St. Pauli selbst in Grasnarbenhöhe aufgeschlagen. Allerdings sind es nur vier Punkte bis zum fünften Platz und der damit verbundenen Quali für die kleine Gelddruckliga - und die vor dem HSV platzierten Klubs (Hannover 96, Mainz 05 und SC Freiburg) zeichnen sich in den letzten Wochen auch nicht gerade durch Kontinuität und Konstanz aus. Zumal letzteres bekanntlich am Bodensee liegt. Hamburg 0 - Bremen 2.

Apropos Europa League: Sie ist der angestammte Lebensraum des 1. FC Köln - zumindest wenn es nach Anspruch von Fans und Presse in der römischen Bucht geht. Nach zuletzt vier Heimsiegen in Folge hat der FC zwar gerade mal zwei klitzekleine Pünktchen Vorsprung vor dem ominösen Relegationsplatz  - und auch das deutlich schlechtere Torverhältnis - aber der Blick der Kölner geht ja traditionell eher nach oben als nach unten. Schließlich hätt es noch immer jot jejange. Aber es kütt eben auch immer wie es kütt: Hoffenheim 3 - Köln 1.

Ein unscheinbares Törchen trennt den VfL Wolfsburg noch von diesem so ungeliebten Relegationsplatz und Herr Litti sucht weiter das Glück. Nachdem sich schon die Suspendierung von Diego auf dem Platz, wo es bekanntlich maßgebend ist, so fulminant auszahlte (0:1 gegen einen allenfalls durchschnittlichen HSV), hat der Vielflieger nun mit Madlung und Kahlenberg zwei No-Name-Kicker aus dem erweiterten Kader suspendiert. Es ist davon auszugehen, dass das wieder funktionieren wird. Zumal das laufende O mit seinen Volkswagen in Freiburg antreten muss. Der SC liegt nur noch einen Sieg hinter Mainz 05 und dem begehrten Platz 5. Wenn nicht jetzt, wann dann? Eben. Freiburg 3 - Wolfsburg 1.

Im Kellerduell erwartet Hannover 96 den 1. FC Kaiserslautern. Und wer das vor der Saison gesagt und geschrieben hatte, der durfte mit heftigem Kopfnicken rechnen. Mittlerweile stimmt das aber bekanntlich allenfalls halb. Denn Kaiserslautern liegt zwar momentan auf dem so viel zitierten Relegationsplatz, aber Hannover 96 bedrängt den FC Bayern München im Kampf um den Quali-Platz zur Schampus-League. Die beiden trennt nur ein Punkt. Ist so, ich kann ja auch nichts dafür. Spricht also alles für 96, das allerdings auch ein wenig von der Leichtigkeit des ersten Drittels eingebüßt hat. Vielleicht, weil man jetzt schon zwei Drittel in den müden Knochen hat? Möglicherweise. Hannover 2 - Lautern 1.

Im Topspiel am Samstagabend reisen die Bayern zum Bruchweg. Der 1. FSV Mainz 05 hat ebenfalls den Großteil seiner Unbekümmertheit in der Hinrunde auf den Plätzen der Republik gelassen. Und Trainer Thomas Tuchel findet offenbar seine Matchpläne nicht wieder. Im Hinspiel gewann 05 bei den damals indisponierten Bayern, bei denen unter der Woche mit Gomez und Robben zwei Matchwinner der letzten Tage mit dem Training aussetzen mussten. Für die Bayern gilt: Spielt die Robbery-Flügelzange, dann funktioniert der Rekordmeister, spielt sie nicht, nun ja, dann nicht. Mainz 0 - München 2.

Am Sonntagnachmittag um 15.30 Uhr werden sich die Boulevardjournalisten der Republik in der BayArena wieder die Frage stellen "Spielt er oder spielt er nicht?". Michael Ballack ist auf bestem Wege, zum teuersten Ersatzmann in den Bayerwerken zu werden. Trainer Jupp Heynckes ficht das aber nicht an. Nach Definition des Leverkusener Coaches will er Ballack behutsam aufbauen. Das wird den 35-Jährigen beruhigen. Zu Hause gegen den Vorletzten VfB Stuttgart kann die Vorgabe für den Tabellenzweiten nur lauten: Alles andere als ein klarer Sieg wäre eine Enttäuschung. Die Werkself will schließlich den Drei-Punkte-Vorsprung auf die Bayern verteidigen - und zur Not auch den Rückstand auf Dortmund verkürzen. Leverkusen 4 - Stuttgart 1.

Bei Borussia Mönchengladbach blickt man voller Optimismus auf das letzte Saisondrittel. Schließlich sind ja noch 36 Punkte zu verteilen. Okay, Dortmund ist wohl enteilt. 58 Tore scheinen da einfach nicht mehr aufzuholen. Aber sonst? Kein Problem. Der im Abstiegskampf zwar nicht erfolgreiche, aber wenigstens erfahrene Frontzeck wurde mit bestem Dank für die ausgezeichnete Arbeit gefeuert. Dafür hat man jetzt den ehemaligen Berliner Fast-Meistermacher Lucien Favre aus der Arbeitslosigkeit geholt. Favre kennt alle deutschen Mannschaften auswendig und hat viele Spiele der Bundesliga am Fernseher gesehen. Das trifft unter anderem auch auf mich zu. Unterm Strich ein überzeugendes Jobprofil, das Borussias Sportdirektor Max Eberl da ausgearbeitet hat. Und jetzt kommt am Sonntag um 17.30 Uhr der FC Schalke 04, der am liebsten nur noch in nationalen oder internationalen Pokalspielen antreten würde. So ein lästiges Meisterschaftsspiel kommt Felix Magath da eigentlich gar nicht recht. Aber wenigstens auswärts. Gladbach 0 - Schalke 0.

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