Montag, 14. Februar 2011

Euphorie am Boden

(teo) 28 Tore, vier Heimsiege, drei Auswärtssiege und  - Überraschung - zwei Unentschieden. Doch welche Lehren können wir aus dem 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga ziehen? Dass in Gladbach ein Stoiker den anderen auf dem Trainerstuhl beerbt. Dass Borussia Dortmund nicht mehr gewinnen kann. Dass der 1. FC Köln der beste Karnevalsverein der Liga ist und Schalkes Trainer mit dem Rückenwind aus dem Internet erfolgreicher spielen lässt als zuvor.

Wir lassen an dieser Stelle gerne Nationalspieler zu Wort kommen. Was sagt Herr Podolski eigentlich zum vierten Kölner Heimsieg in Folge? "Man sollte die Euphorie jetzt auf dem Boden lassen." Daran sollte es nicht scheitern, da liegt sie in Köln schließlich oft genug. Trotzdem: Ein erstaunlicher 4:2-Erfolg gegen den anderen Karnevalsverein aus Rheinland-Pfalz bedeutet für den FC einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt. Mit nunmehr 25 Punkten hat sich der der FC mit Siebenmeilenstiefeln von Stuttgart (19) und Gladbach (16) abgesetzt. Mainz hingegen schwächelt seit man das Ziel Europapokal zum Rückrundenstart ausrief. Ein Fehler? Mitnichten. Die Mannschaft schwächelt einfach, nicht mehr und nicht weniger.

Auf die Idee könnte man beim BVB auch kommen. Drei Remis aus den letzten vier Spielen. Doch wer die Spiele gegen Stuttgart (1:1), Schalke (0:0) und Kaiserslautern (1:1) sah, weiß, dass Dortmund alle drei locker hätte gewinnen können, ja müssen (Stuttgart, Schalke). Daraus nun die lang erwartete Krise zu stricken, weil der BVB "nur" noch zehn Punkte Vorsprung vor Leverkusen hat, ist erheiternd, mehr nicht.

Sonst noch: Gladbach ist Spitze. Bei den Gegentoren (56) und den Platzverweisen (7). Und beim "Trainer-zu-spät-Entlassen". Trotz aller Treueschwüre und Beteuerungen aus den beiden Amateurabteilungen "Sportliche Leitung" und "Präsidium" hat die Borussia zwei Monate zu spät die Reißleine gezogen und Michael Frontzeck nun doch gefeuert. Wer den Stoiker zuletzt apathisch auf der Bank, an der Seitenlinie und am Mikrophon sah, glaubte in der Tat nicht mehr daran, dass das der Mann sein sollte, der der Elf vom Niederrhein das notwendige Feuer für den Abstiegskampf vermitteln könnte. Jetzt kommt also Lucien Favre, der zuletzt die Journalisten in Berlin reihenweise zum Nickerchen in der Pressekonferenz trieb. Sicher, der Mann soll ein wahrer Taktikfuchs sein und hat Maxi Eberl und Rolf Königs zumindest eines voraus: Er gilt aus ausgewiesener Fachmann. Nach dem gegenwehrlosen 1:3 auf dem Kiez gilt die Mission in Gladbach aber weitgehend als impossible - trotz der Tatsache, dass rein rechnerisch bei sieben Punkten Rückstand auf den rettenden Platz bei zwölf ausstehenden Spielen noch alles drin zu sein scheint.

Felix Magath ist seit knapp einer Woche bei Facebook, um den Schalke-Fans Rede und Antwort zu stehen. Magath 2.0 sozusagen, bei S04 kam das offenbar gut an: In nur einer Woche hat der Trainermanagervorstand aus Gelsenkirchen über 100.000 Fans gefunden - rekordverdächtig. Und sofort läuft es besser: 1:0 gewann Schalke gegen Freiburg und das Ergebnis ist knapper als der Spielverkauf. Es war mal ein verdienter Sieg der Knappen und ein wichtiger dazu: Denn es sind auch so nur sechs Punkte bis zum Relegationsplatz.

Was soll da der VfL Wolfsburg sagen? Die Premiere unter Herrn Littbarski ging veritabel in die Hose, die Fans gehen schon seit längerem gegen Dieter Hoeneß auf die Barrikaden, der vor der fünften Trainer-Demission seiner kurzen Amtszeit steht. Nach dem 0:1 gegen den HSV trennt den VfL noch ein einziges Törchen vom Relegationsplatz, auf dem jetzt der punktgleiche 1.FC Kaiserslautern (23) rangiert.

Abgeschlagen wirkt lediglich Gladbach mit traurigen 16 Pünktchen. Stuttgart steht mit 19 Zählern und vier Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Platz auf dem Papier besser da. Aber auf dem Platz, wo es bekanntlich maßgebend ist, konnten die VfB-Fans am Samstag bei der 1:4-Heimpleite gegen Nürnberg eine sportliche Bankrotterklärung vom Feinsten mitverfolgen. In dieser Form ist der VfB nicht mehr zu retten.

Womit wir schon beim SV Werder Bremen wären. 1:1 zu Hause gegen Hannover ist eigentlich zu wenig, aber an der Weser ist man bescheiden geworden. Ein mickriges Pünktchen Vorsprung auf den Relegationsplatz und das -  nach Gladbach - mit Abstand schlechteste Torverhältnis sprechen Bände. Das Zittern geht also weiter.

Sonst noch? Bayern robbt sich mit einem 4:0 gegen 1899 wieder an die Champions-League-Plätze ran, Bayer 04 Leverkusen braucht Michael Ballack nicht mehr und gewinnt auch ohne den teuersten Neuzugang 2010 mit 3:0 in Frankfurt, die Eintracht kann keine Tore mehr schießen und am Mittwoch wird in Hamburg das mit Spannung erwartete Stadtderby nachgeholt: HSV gegen St. Pauli. Jetzt weiß also endlich auch Helmut Schulte, wohin das Spiel seinerzeit verschoben wurde.

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