Mittwoch, 26. Februar 2014

Carmen Thomas reloaded


(Screenshot (c): Thomas Ottensmann)


Harte Nuss für Bundestrainer Heynckes

(teo) Was haben wir nach dem letzten Spieltag aus der Fußball-Bundesliga gelernt? Unter anderem, dass auch Gibraltar die stärksten Bayern der Welt in dieser Saison nicht gefährden kann. Und dass der Jubel im Lager der deutschen Nationalelf so laut war, dass es einem verdächtig vorkommen muss. Denn es gibt ja keinen Kleinen mehr. Und die Breite in der Spitze ist international längst noch viel dichter geworden als es Berti Vogts je war. 

Warten auf die WM.

(Foto (c): Thomas Ottensmann)

In der Qualifikationsgruppe zur EM 2016 wurde dem Weltmeister von 2014 mit Gibraltar, diesem an der Südspitze der iberischen Halbinsel gelegenen britischen Überseegebiet, das 1713 im Frieden von Utrecht - warum auch immer - von Spanien an England abgetreten wurde, zugelost. Das Land ohne Hauptstadt, dafür aber mit Nationalstadion und gleichnamiger -mannschaft gilt als einer der Geheimfavoriten des Turniers. Ein Traumlos für die deutschen Weltmeister. Wir dürfen uns also auf zwei rassige Duelle freuen. 

Denn Gibraltar (Wahlspruch: "Für keinen Feind eroberbar") gilt nicht erst seit heute für viele als der Geheimtipp im europäischen Fußball. Nicht umsonst, denn Gibraltar ist das einzige europäische Team, das bis heute UNGESCHLAGEN ist. Die Bilanz: Kein Sieg, ein Unentschieden, keine Niederlage. Gibraltar, das sich durch einen Entscheid des internationalen Sportgerichtshof CAS 2011 in die UEFA einklagte, die die Aufnahme Gibraltars zweimal abgelehnt hatte, bestritt am 19. November 2013 im portugiesischen Faro ihr erstes offizielles Länderspiel gegen ein anderes UEFA-Mitglied. Gegen die Slowakei gab es ein umjubeltes 0:0.

Es wird also schwierig für Bundestrainer Jupp Heynckes, der die bayrischen Weltmeister von 2014 auf den Spuren Spaniens nun auch 2016 zum ersten EM-Titel seit 20 Jahren führen soll. Im Kader des Weltmeisters von Rio spielen 18 der 23 EM-Fahrer mittlerweile für die Bayern. Ein Dortmunder, ein Schalker, ein Gladbacher, ein Leverkusener und ein Kölner komplettieren den Kader. Das Quintett soll dem Vernehmen nach allerdings längst Vorverträge in München unterzeichnet haben. Als Manager der Nationalelf steht zudem die Unterschrift von Karl-Heinz-Rummenigge unmittelbar bevor.

Kleine Abschweifung, tschulligung. Wo waren wir, ach hier: Gibraltar. Die Talentscouts geben sich derweil auf dem 6,5 Quadratkilometer großen und 28.750 Einwohner zählenden Zipfel zunächst die Klinke und dann die Handynummer von Fabian Picardo in die Hand. Ohne den Chefminister geht dort nämlich gar nix, auch kein Transfer. "Gibraltar", so sagte uns neulich noch ein intimer Kenner der Szene, "ist das neue Belgien. Ihr werdet alle noch staunen".

Was vergessen? Wie jetzt? Bundesliga? Ach so. Jaaa, die Bayern werden Meister, Leverkusen, Dortmund und Schalke spielen Champagnerliga, Augsburg und VW in der Fantaliga. Braunschweig und Freiburg semmeln ab, der HSV freut sich auf Lokalderbys gegen St. Pauli. Und hier die Ergebnisse für Toto-Freunde:

Hertha BSC - SC Freiburg 2:1
Borussia Dortmund - Nürnberg 0:3
Leverkusen - Mainz 05 0:5
Werder Bremen - Hamburger SV 4:4
FC Augsburg - Hannover 96 4:1
Eintracht Braunschweig - Borussia Mönchengladbach 1:0
Bayern München - Schalke 04 0:2
1899 Hoffenheim - VfL Wolfsburg 1:0
Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart 1:4

Sonntag, 23. Februar 2014

Gibraltar ist das neue Belgien

(teo) Was haben wir am 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga gelernt? Unter anderem, dass a) selbst Gibraltar die Bayern in ihrem stärksten Jahr aller Zeiten nicht gefährden kann und dass die deutsche Sportjournaille b) durchaus mal ihr Vokabelheft ergänzen sollte. Jubel im Lager der deutschen Nationalelf: In der Qualifikationsgruppe zur EM 2016 wurde dem Weltmeister von 2014 mit Gibraltar, dieses an der Südspitze der iberischen Halbinsel gelegene britische Überseegebiet, das 1713 im Frieden von Utrecht - warum auch immer - von Spanien an England abgetreten wurde. Das Land ohne Hauptstadt aber mit Nationalstadion und - mannschaft gilt als einer der Geheimfavoriten des 16er Turniers. Ein Traumlos. Wir dürfen uns auf zwei rassige Duelle freuen. 


Gibraltar. Bislang nur bekannt
aus
"Das Boot"Aber
"Gibraltar ist das neue Belgien".


(Foto gefunden auf und verlinkt mit:
 
http://upload.wikimedia.org/wikipedia)

Denn Gibraltar (Wahlspruch: "Für keinen Feind eroberbar") gilt nicht erst seit heute für viele als der Geheimtipp im europäischen Fußball. Nicht umsonst, denn Gibraltar ist das einzige europäische Team, das bis heute UNGESCHLAGEN ist. Die Bilanz: Kein Sieg, ein Unentschieden, keine Niederlage. Gibraltar, das sich durch einen Entscheid des internationalen Sportgerichtshof CAS 2011 in die UEFA einklagte, die die Aufnahme Gibraltars zweimal abgelehnt hatte, bestritt am 19. November 2013 im portugiesischen Faro ihr erstes offizielles Länderspiel gegen ein anderes UEFA-Mitglied. Gegen die Slowakei gab es ein umjubeltes 0:0. 

Es wird also schwierig für Bundestrainer Jupp Heynckes, der die bayrischen Weltmeister von 2014 auf den Spuren Spaniens nun auch 2016 zum ersten EM-Titel seit 20 Jahren führen soll. Im Kader des Weltmeisters von Rio spielen 18 der 23 EM-Fahrer mittlerweile für die Bayern. Ein Dortmunder, ein Schalker, ein Gladbacher, ein Leverkusener und ein Kölner komplettieren den Kader. Das Quintett soll dem Vernehmen nach allerdings längst Vorverträge in München unterzeichnet haben. Als Manager der Nationalelf steht zudem die Unterschrift von Karl-Heinz-Rummenigge unmittelbar bevor. 


Jeder ist seines Glückes Schmied.

(Quelle: Internet)
Kleine Abschweifung, tschulligung. Wo waren wir, ach hier: Gibraltar. Die Talentscouts geben sich derweil auf dem 6,5 Quadratkilometer großen und 28.750 Einwohner zählenden Zipfel zunächst die Klinke und dann die Handynummer von Fabian Picardo in die Hand. Ohne den Chefminister geht dort nämlich gar nix, auch kein Transfer. "Gibraltar", so sagte uns neulich noch ein intimer Kenner der Szene, "ist das neue Belgien. Ihr werdet alle noch staunen".

Tun wir schon jetzt, denn als wir Sonntag Nachmittag ahnungslos das Autoradio einschalteten, plärrte ein NDR-Reporter aufgeregt, dass "Hannover 96 sensationellerweise den Bayern standhalte" und dass 96 vielmehr "das Heimspiel nicht herschenken", sondern vielmehr "gewinnen wolle", weil es ja ein Heimspiel sei. Und dass allein die Aufstellung mit im internationalen Fußball völlig ungewöhnlichen zwei (!) Spitzen zeige, dass 96 mutig nach vorne spielen wolle. Und dass diese Taktik gegen die Münchener C-Elf voll aufgehe. Erstaunlicher fanden wir dann aber vor allem die Abmoderation des Kollegen. 

Nein, nicht "zurück in die angeschlossenen Funkhäuser", was ja leider und völlig unverständlicherweise kaum noch Verwendung findet. Sondern: "96 kann dem Druck der Bayern standhalten. Das ist eine Überraschung. Hannover hält das 0:0. Gespielt sind sechseinhalb Minuten". Hm. In der Tat überraschend. Und man muss sich fragen, wer das Spiel eigentlich im Vorfeld mehr abgeschenkt hat: 96 oder der NDR?

Freitag, 21. Februar 2014

Springflut für den Strohhalmmann

(teo) Vor dem 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga schauen wir gespannt in den Hohen Norden, wo am Samstag um 15Uhr30 die schlimmste Springflut seit den Sechzgern angekündigt ist. Und die spielen ja schon sehr lange in der 2. Liga. Der Hamburger SV also im übelsten Zustand seit den rosa Trikots. Ein NDR-Radioreporter sagte nach der erstaunlichen 2:4-Niederlage bei Tasmania Braunschweig: "Der HSV noch mehr am Boden." 


Der schönste Fußballplatz der Welt.

(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Stelle ich mir gerade vor. Ich liege schon am Boden. Schon lange. Die Nasenspitze im Kreidestaub des Sechzehners. Knie, Becken, Brust berühren den grünen Teppich wie sonst nur beim Yoga. Und dann? Kommt eine gelbe Dampfwalze mit nem Hirsch auf der Motorhaube und überrollt mich. Dann bin ich "noch mehr am Boden", am Bodener quasi. Genau genommen müsste es nach der Begegnung mit einer Dampfwalze dann ja sogar "im Boden" heißen. Doch selbst diese Niederlage mit zwei Toren Unterschied hatten wir hier ja vorhergesagt (vgl. "Ein Schwabe macht noch keinen Sommer" vom 14.02.14). 

So, schwarzer Vogel, runter von meiner Schulter. In der Glaskugel sahen wir letztens ja auch Felix Magath nach Hamburg fahren, aber der W-LAN-Empfang war schlecht und der Stream ruckelig. Deswegen waren wir nicht sicher. War dann zwar wirklich Magath, der da fuhr, aber der lebt ja in Hamburg und fährt deshalb auch manchmal in Hamburg mit seinem Auto. 

Wir bleiben einfach in Hamburg. Schöne Stadt. Geiler Fußballklub. Leider müssen die erst wieder aufsteigen. Aber das Millerntor ist wirklich ein Schmuckkästchen geworden. Ach ja: Uwe Seeler hat sich auch gemeldet. Was selten ein gutes Zeichen ist. Wie sagte er zuletzt zu Mehmet Scholl ? "Das ist alles nicht ganz einfach. Im Gegenteil: Es ist sogar sehr schwer." Wenn "nicht ganz einfach" in Hamburg mittlerweile das Gegenteil von "sehr schwer" ist, dann lassen sich womöglich auch die Leistungszerrungen der HSV-Kicker erklären. 

Jetzt soll es also der Strohhalmmann aus Hannover richten. Der HSV hat Mirko Slomka verpflichtet. Um nicht abzusteigen. Mirko Slomka wurde ja gerade erst in Hannover entlassen. Um nicht abzusteigen. Tricky, woll?! Aber es handelt sich schließlich um Fußball und deswegen geht es ja gar nicht um Vernunft und Ratio. Es geht nicht um Verstand, denn Verstand kommt ja von Verstehen. Und das muss man nicht. Nur soviel: Dieser Trainerwechsel kommt nur sehr bedingt von Verstand. 

Apropos: Oliver Kreuzer sprach nach der Vertragsunterzeichnung mit dem neuen Trainer von der Hoffnung, dass Mirko Slomka die Mannschaft jetzt erreiche. Als ob sie in Spanien weile, Slomka aber in Eppendorf einen schlechten Handyempfang habe. Normalerweise heißt es im Handbuch "Managerdeutsch für Berufsanfänger" aber sowieso "NOCH" erreiche. Zitat aus dem Ratgeber (Seite 36 im Kapitel "Krise/Trainerfrage"): "Prüfen, ob der Trainer die Mannschaft NOCH erreicht. Falls nein: Feuern! Aber im Interview nach dem Spiel sagen, dass du hinter dem Trainer stehst und noch gar nicht anderen gesprochen hast und dass die Bild-Zeitung lügt. Und du niemals in Winsen an der Luhe im Autobahnrestaurant mit XYZ gewesen bist, weil dir der Kaffee da viel zu teuer und außerdem lau sei. Weil Lulli ja schließlich Euer Trainer ist. Und Lulli noch einen gültigen Vertrag bis 2019 hat. Dann den Neuen anrufen und zusagen. Dann eine Nacht schlafen und morgens eine PK für mittags ansetzen. Dort dann sagen, dass der alte Trainer den Vorstand um seine Beurlaubung gebeten habe, weil er mit ein wenig Abstand glaube, dass ein Neuanfang besser sei, dem er aber nicht im Wege stehen wolle. An diesen Wortlaut die Abfindung von XYZ knüpfen und dann ab dafür. Aber bedenke: Neue Besen kehren zwar nicht immer gut, sind aber wenigstens besonders teuer." 

Alles nicht ganz einfach, da oben in Hamburch? Hat ja auch niemand behauptet. Vielleicht ist es aber im Gegenteil auch nur sehr schwer.

Schalke 04 - Mainz 05 2:1
Borussia Mönchengladbach - 1899 Hoffenheim 1:0
VfB Stuttgart - Hertha BSC 1:4
Eintracht Braunschweig - Nürnberg 0:3 
SC Freiburg - FC Augsburg 1:2 
Hamburger SV - Borussia Dortmund 2:5
Wolfsburg - Leverkusen 2:2
Eintracht Frankfurt - Werder Bremen 2:0 
Hannover 96 - Bayern München 0:2

Montag, 17. Februar 2014

Am Bodener mit Uwe Seeler

(teo) War ja irgendwie nix los am 21. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Dortmund und München gewinnen hoch. Leverkusen vergeigt erneut zuhause. Sogar gegen Schalke. Gladbach kann keine Tore mehr schießen und wird entgegen gesicherter Prognosen - wenn der Lauf so anhält und es nach jedem Spieltag einen Platz weiter runtergeht, letztendlich Neunzehnter. Auch ein schöner neuer Rekord. Und endlich mal einer, den nicht die Bayern halten.


Mit solchen Fußballschuhen
kann man ja nur vergeigen.


(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Weil es so ein ereignisarmer Spieltag war, wenden wir uns fixefaxe und schnurstracks dem Hamburger SV zu. Ein Radioreporter sagte nach der erstaunlichen 2:4-Niederlage trotz einer frühen 1:0-Führung bei Tasmania Braunschweig: "Der HSV jetzt noch mehr am Boden". Stelle man sich mal vor. Ich liege also schon am Boden. Die Nasenspitze im Kreidestaub des Sechzehners. Knie, Becken, Brust berühren den grünen Teppich wie weiland beim Yoga. Und dann? Kommt eine Dampfwalze mit nem kapitalen Zwölfender auf dem Kanarientrikot und überrollt mich, dass ich nicht mehr weiß, ob Jogi Löw wirklich Heiko Westermann jemals in die Nationalelf berufen hat und vor allem warum überhaupt. 

So war es wohl gemeint. Dann bin ich "noch mehr am Boden", quasi am Bodener. Genau genommen müsste es nach der Begegnung mit einer Aufsteigerwalze dann ja sogar "im Boden" heißen. Doch selbst diese Niederlage mit zwei Toren Unterschied hatten wir ja ausführlichst prognostiziert (vgl. "Ein Schwabe macht noch keinen Sommer" vom 14.02.14), also... gähn. So, schwarzer Vogel, verlass mal meine Schulter. In der Glaskugel sahen wir übrigens wie alle auch zunächst Felix Magath für Bert van Marwijk (Attest wegen Heimweh) nach Hamburg fahren, aber unser W-LAN- Empfang war wackelig. Magath war ledigilich zum Flughafen der Hansestadt gedüst, um lieber den FC Fulham kaputtzutransferieren. Wäre doch gelacht. Und: Viel Spaß, Lewis. Jeder Mensch braucht halt eine Aufgabe. Und den ganzen Tag auf Facebook zu verdaddeln und Fußball-Manager 14 zu zocken, das konnte es für den glücklichen Wolfgang dann doch nicht sein. 

Wie sagte Uwe Seeler zuletzt zwischen zwei heruntergeladenen Klingeltönen? "Das ist alles nicht ganz einfach. Im Gegenteil: Es ist sogar sehr schwer." Wenn "nicht einfach" in Hamburg mittlerweile das Gegenteil von "sehr schwer" ist, dann lassen sich womöglich auch die Leistungszerrungen der gleichnamigen -träger des HSV erklären. Der HSV hat schließlich lieber Mirko Slomka verpflichtet, um nicht abzusteigen. Mirko Slomka wurde ja ein paar Tage zuvor in Hannover entlassen, weil der Klub lieber nicht absteigen wollte. Nicht ganz einfach? Hat ja auch niemand behauptet. Nur soviel: Das wird sehr schwer.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Ein Schwabe macht noch keinen Sommer

(teo) Die Bayern gewinnen jedes Spiel. Außer gegen Freiburg und Leverkusen. Macht 98 Punkte. So. Haben wir auch das final abgehandelt. Glückwunsch, Balkonfeier, ab zum Finale nach Berlin, Glückwunsch, Balkonfeier, ab zum Finale ins Estádio da Luz, Schleifchen um den Henkelpott, Glückwunsch, Balkonfeier, fertig. Die vierzehn deutschen bayrischen Nationalspieler reisen aus Lissabon direkt weiter nach Südtirol ins Trainingslager für die WM-Vorbereitung. Bis zum 3. Juni. Dann einmal kurz nach Hause. Pipi machen, Zähneputzen, kurz in die Heia. Fertigmachen zum Wecken, ab nach Brasilien. Dort dann siebenmal wachwerden, dann Schleifchen um die jubelnden Männer mit Globus in Gold, Glückwunsch, Balkonfeier und Ermüdungsbruch in der Wirbelsäule.


Einfach mal Bilanz ziehen.

(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Wir Faulenzer können uns derweil endlich mal wieder auf die spannendste Bundesliga aller Zeiten konzentrieren. Die letzten 14 Spiele. Es britzelt. Obwohl... -  gähn. Auch im Feld der 17 Jägerchen ist alles längst gelaufen. Deswegen an dieser Stelle schon mal die Bilanz der spannendsten Saison der "gefährlichsten Liga der Welt" (Markus Gisdol). 

Der TSV Bayer 04 hat sich durch das Pokal-Aus etwas Luft verschafft. Die fiese Dreifachbelastung war einfach zu viel für die junge Mannschaft der finnischen Nordmanntanne. Jetzt also nur noch zwei Spiele in der Schampusliga, wo selbst Niederlagen so gut bezahlt werden, dass man dem VfL Bochum locker das Internat leer kaufen kann, um sich dann wieder dem Wesentlichen zu widmen und so das höchste der Gefühle und damit auch zeitgleich das Saisonziel zu erreichen. Die Werkself (eingetragene Handelsmarke) verdient sich endlich mal wieder den hochverdienten Titel Vizekusen (eingetragene Handelsmarke). Lediglich 31 Punkte hinter der "schwarzen Bestie" (As). 

Und sonst so? Dortmund und Schalke spielen ebenfalls da, wo sie irgendwie immer spielen: in der Königsklasse. Müssen beide ja auch. Der BVB um seine VIP-Logen weiterhin zu horrenden Konditionen zu vermieten und der vorgeblich heißeste Verein Europas zu bleiben. Die knappen Knappen, um ihren Schuldenstand unter die historische 150-Millionen-Euro-Grenze zu drücken. Dabei gäbe es einen deutlich einfacheren Weg. Julian Draxler verticken. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Schalke ballert die gesamten 70 Millionen Überschuss direkt wieder raus. Um mit Trainer Favre 14/15 endlich wieder einen Titel zu holen. Jens Keller wurde ja entlassen. Weil er das Saisonziel, Vierter zu werden, verpasste und die Mannschaft nur auf Platz 3 führte. 

Dass der BVB wegen der minimal schlechteren Tordifferenz (+21) zunächst in die Qualispiele zur Champagnerklasse muss, sieht Jürgen Klopp derweil ganz gelassen: "Gibt's halt eine Woche Ibiza weniger. Na und?". Gelassenheit, die nicht verblüffen darf: Das Solarium in seiner Kellersauna leuchtet ja ohnehin das ganze Jahr wie eine Autobahnlampe in Belgien.

Den Meister von 2009 hatten nur ganz Wenige auf dem berühmten Tippzettel, als es vor der Langweilersaison um die Plätze in der Fantaliga ging. Aber der VfL Wolfsburg wäre ja nicht der VfL Wolfsburg, wäre er nicht in der Lage, eine ohnehin mit diversen Werksmillionen zusammengepoppnietetes Starensemble noch mal fixefaxe um einen begehrten Jungstar zu bereichern - und gleichzeitig seine launische, aber hochbegabte Teilzeit-Diva durch das auf Kipp geöffnete Transferfenster nach Italien zu verscherbeln. Diego ist der Kopf der Mannschaft, hieß es früher, also Anfang Januar. Oder war es das Herz? Eventuell das Hirn? Hm. Manchmal war Diego einfach nur die Milz - oder eine Niere.  Aber bleibt alles anders. Denn Geld schießt Tore.

Kein Geld allerdings auch. Und wie. Die Jungs mit den lästigen Fäden an Kopf, Beinen und den stollenbeschuhten Klumpfüßen hatten nur wenige auf dem berühmten Tippzettel, als es vor der Valiumsaison um die Plätze in der Fantaliga ging. Obwohl auch im dritten Jahr Bundesliga immer noch niemand weiß, ob Augsburg nun von bayrischen Schwaben oder schwäbischen Bayern besiedelt ist. Gibt es eventuell sogar zwei eigenständige Stadtteile, in denen auf der südlichen Seite des Lech altmodische Bayern und auf der nördlichen moderne Schwaben nisten? Oder umgekehrt? Man weiß es nicht. Eigentlich auch wurscht. Denn ein Schwabe macht bekanntlich noch keinen Sommer und die Beteiligung an den Spielen im europäischen Fußball schon mal Abstiegsangst, zumindest für einen kleineren Klub. Markus Weinzierl sollte sich jetzt schon die Handynummer von Christian Streich auf Kurzwahl legen. Nächstes Jahr wird es nämlich eng in der Liga. 

So kann die Mannschaft aus der einzigen deutschen Stadt mit eigenem gesetzlichen Feiertag zwar vor dem Anstoß anstatt des unbekannten Wimpels die begehrten Jim-Knopf-Marionetten jetzt auch in Bordeaux, Manchester, Fiorentina und Brügge verteilen, verliert dafür aber die ersten drei Spiele in der Liga gegen Kaiserslautern, Hannover und Köln deutlich. Tja. No Risk, No Fun. So wird der FCA am 8. August, dem Augsburger Hohen Friedensfest, zwar arbeitsfrei haben und ausgelassen feiern, aber 14 Tage später mit dem Heulen und Zähneknirschen beginnen. Wegen des K.o. im DFB-Pokal bei Jahn Regensburg.  

Gladbach wird Siebter. Knapp vor Hertha und Mainz. Wegen der besseren Tordifferenz. Bremen muss in die Relegation, der HSV und Braunschweig semmeln direkt ab. Braunschweig knapp und daramatisch nur wegen der schlechteren Tordifferenz. Der HSV hingegen klar und hochverdient. Eine solches Attribut heimsten die Spieler mit der blau-weiß-schwarzen Raute in dieser Saison eher unoft ein. Die schlechteste Leistung seit Vereinsgründung führt nun zur Sprengung der Gründungsuhr. Ach, Zeitmessen ist ja auch so eine überbewertete Nebenbeschäftigung. Wie wäre es stattdessen mal mit solider Vereinsführung, fachlicher Kompetenz und ein bisschen professionellem Fußball? 

Was vergessen? Ach ja: Nürnberg wird übrigens Zwölfter. Und Gertjan Verbeek lässt sich die Schädel scheren. Ein Gewinn für die Liga! Sonst noch? Hm. Nein, das war sie, die 51. Spielzeit der Fußball-Bundesliga. Wir geben zurück in die angeschlossen Funkhäuser. Hm? Wie jetzt, das sind gar keine Achtzehn? Dein Klub nicht dabei? Fehlt in der Bilanz? Tja. War wohl keine besonders herausragende Saison. 

Mainz 05 - Hannover 96 1:1
Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt 3:1
Bayern München - SC Freiburg 1:1
Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 0:4
1899 Hoffenheim - VfB Stuttgart 4:3
Eintracht Braunschweig - Hamburger SV 2:0
Bayer 04 Leverkusen - Schalke 04 1:3
FC Augsburg - 1. FC Nürnberg 2:2
Hertha BSC - VfL Wolfsburg 1:1

Montag, 10. Februar 2014

Wegen der besseren Tordifferenz

(teo) Jim Knopf fährt mit dem Volkswagen-Multivan durch Europa. Im Fonds: Emma, Erwin, Brian und Berni. Die Bayern gewinnen jedes Spiel. Außer gegen Freiburg und Leverkusen. Macht 94 Punkte am Saisonschluss. So. Jetzt haben wir das auch abgehandelt. Und können uns in den letzten 14 Spielen auf die Bundesliga konzentrieren. Obwohl... - auch da ist alles längst gelaufen. 



(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Der TSV Bayer 04 ist durch und verdient sich wieder den handelsmarkengeschützten Titel Vizekusen. Dortmund und Schalke spielen in der Champagnerliga. Augsburg und Wolfsburg spielen Fantaliga. Gladbach wird Siebter. Knapp vor Hertha und Mainz. Wegen der besseren Tordifferenz. Bremen muss in die Relegation, der HSV und Braunschweig semmeln direkt ab. Nürnberg wird Zwölfter. 

Donnerstag, 6. Februar 2014

Rotieren wie ein Helikopter

(teo) Vor dem 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga hallt noch immer die umstrittene Frankfurter Taktik nach: Soll man seine Mannschaft gegen die Bayern schonen? Die besten Spieler draußen lassen? Rotieren wie ein Helikopter? Oder einfach gar nicht mehr antreten? Man verlöre am Grünen Tisch nur 0:3, kein Spieler bekäme eine Karte oder Kreuzbandriss. Nur mal so ins Unreine gedacht.


Noch nicht mal alle zwei Wochen.

(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Es geht bergab für Borussia Mönchengladbach. Nach sechs Siegen in Folge gab es schon in den letzten beiden Spielen der Hinrunde mit zwei Remis einen Durchhänger. Die ersten beiden Spiele der Rückrunde setzte Gladbach dann richtig in den Sand: null Punkte, ein mickriges Törchen, fünf Gegentore. Da trifft es sich doch gut, dass am Freitagabend um 20Uhr30 der Angstgegner in den Borussia-Park reist. Gegen Bayer 04 Leverkusen hat Gladbach zuletzt 1989 zuhause gewonnen. Auf dem Bökelberg. In 38 Heimspielen gab es zudem niedliche 20 Unentschieden. Borussia - Bayer 04 2:2 

Wenn sich am Samstag um 15Uhr30 die beiden besten Rückrundenteams treffen, kann man eine Mannschaft aus dem Kopf aufsagen. Aber die andere, die nicht Bayern München heißt? Es ist der einst sieglose 1.FC Nürnberg, der mit zwei blitzsauberen Dreiern und 7:1 Punkten aus der Winterpause flitzte. Gegen die Bayern ist Derby angesagt. Und das will man gewinnen. Oder sollen die Bayern die Saison etwa ungeschoren überstehen? FCN - FCB 2:1

In der Hinrunde schien es nur eine Frage der Zeit, bis der VfL Wolfsburg die Champagnerliga-Plätze erreicht. Dann ließ man in der Winterpause Diego mal wieder ziehen, griff tief in die Tasche und holte Kevin de Bruyne - und verlor die ersten beiden Rückrundenspiele merkwürdig mau. Der punktgleiche Gast vom FSV Mainz 05 ist hingegen dank seiner neuen Asia-Connection ganz klar im Aufwind. Die letzten drei Spiele gewonnen, fünf Spiele in Serie ohne Niederlage. Klare Sache. VfL - FSV 2:1

Blauer Montag? Nix da. Robin Dutt hat bei Werder Bremen den traditionell trainingsfreien Tag gestrichen. Die Mannschaft solle "Wettkampfmentalität" bekommen. Hört sich bei einer Profimannschaft irgendwie lustig an. Ob das erhöhte Pensum sich schon im Heimspiel gegen den BVB auszahlt? Wir spielen Flitzebogen und sind sehr gespannt. Werder - BVB 0:2

Aufatmen in Hoffenheim. Nach drei sieglosen Spielen in Serie gab es im letzten Heimspiel endlich mal wieder einen Sieg. Okay, es war ein Freilos. Ging ja gegen den HSV, der momentan wirklich jeden Vorwand nutzt, um für seine Fans den Grill anzuschmeißen. In Freiburg dürfte das nun nicht so einfach werden. Zumal Trainer Gisdol die Bundesliga für die "zur Zeit gefährlichste Liga der Welt" hält. Hoffenheim hat als Elfter nur vier Punkte Vorsprung vor dem Relegationsrang, auf dem zur Abwechslung mal wieder der SC Freiburg steht. Auch Freiburg weiter högschd gefährded. Ein Punkt Vorsprung vor dem ersten Abstiegsplatz. SCF - TSG 3:3

In schöner Eintracht im ehemaligen Waldstadion beisammen: Frankfurt und Braunschweig. Fünf Punkte trennen den Aufsteiger als Schlusslicht vom ersten Nichtabstiegsplatz und dem "schierbar Unglaublichen", wie es Torsten Lieberknecht so treffend wie zeitlos schön formulierte. Frankfurt ist nur sechs Punkte voraus, hat aber zuletzt wichtige Spieler im Testspiel bei den Bayern geschont. Zahlt sich aus. SGE - BTSV 0:0

Nach dem Spiel am Samstag um 18Uhr30 ist für alle HSV-Fans traditionelles Angrillen mit der Mannschaft. Bevor es an den Rost geht, dürfen die Berufsfußballer zuvor im Heimspiel gegen Hertha zeigen, was sie auf dem Rasen drauf haben. Gut, das durften sie schon neunzehnmal zuvor. Ging dabei aber elfmal in die Hose, bei lediglich 44 Gegentoren. Berlin verlor die ersten beiden Spiele der Rückrunde zwar auch, hat aber trotzdem zwölf Punkte mehr auf dem Konto als Hamburg. Wird bestimmt ne schöne Sause. HSV - Hertha 1:2

Am Sonntag um 15Uhr30 endlich mal wieder ein Derby: Stuttgart empfängt Augsburg. Und der FCA gehört momentan zu den gefährlichsten Gegnern in der gefährlichsten Liga der Welt. Der VfB derzeit lebendiges Zeugnis der alten Fußballer-Weisheit: Wer Einsnull führt, der stets verliert. Dreimal hintereinander widerfuhr das den Stuttgartern gerade. Damit soll nun aber Schluss sein. Ist ja auch ganz einfach. VfB - FCA 0:2

Drittbeste Mannschaft der Rückrunde ist Hannover 96. Hätte man in der Winterpause auch nur ungern 5 Euro drauf gewettet. Beide Spiele gewonnen, 6:2 Tore. Nun geht es am Sonntag um 17Uhr30 zum FC Schalke 04, der die viertbeste Mannschaft der Rückrunde stellt (6 Punkte, 5:1 Tore). 96 hat als Zehnter nur sechs Punkte Rückstand auf die Fantaligaplätze. Schalke ist als Vierter aber schon zehn Punkte weg. Doch nach unten sind es auch nur sieben Punkte. Gefährliche Zahlen in der gefährlichsten Liga der Welt! S04 - 96 1:2

Montag, 3. Februar 2014

Zittern hält unschierbar jung

(teo) Was haben wir aus dem 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga gelernt? Braunschweigs Coach Torsten Lieberknecht glaubt immer noch daran, dass "wir das schierbar Unglaubliche schaffen können". Jan-Ingwer Callsen-Bracker träumt jede Nacht. Und Kevin Prince Boateng freut sich über einen Jungbrunnen namens Schalke 04: "Wir zittern ab und zu. Aber das ist auch gut, das hält uns jung." 


Entscheidend ist auf dem Platz.

(Foto (c): Thomas Ottensmann) 


Zu den jüngsten Mannschaften des Spieltags zählt deshalb ohne Frage der Hamburger SV. Nach der irgendwie sang- und klanglosen Vorstellung beim 0:3 in Hoffenheim steht der HSV mittlerweile auf einem direkten Abstiegsrang. Der 1. FC Nürnberg gehört dagegen zu den Gewinnern des Spieltags und weiß nun offenbar, wie Siegen geht. Gladbach hat das dagegen verlernt. Kein Dreier aus den letzten vier Spielen (zwei Niederlagen).


Und sonst? Die Bayern enttäuschen. Haben schon 53 Punkte geholt, aber erst 51 Tore geschossen. Gut möglich, dass sich das aber bald ändern wird. Wenn die Taktik von Frankfurts Trainer Veh Schule macht und alle nur noch die B-Elf gegen die Bayern aufs Feld schicken. 

Im Mittelfeld wird dagegen weiter gedrängelt. Hannover (10.) hat nur sechs Punkte Rückstand auf Platz 6. Hoffenheim (11.) liegt hingegen nur vier Punkte vor dem Relegationsrang 16. Und Braunschweig? Fünf Punkte trennen den Aufsteiger als Schlusslicht vom schierbar Unmöglichen, dem ersten Nichtabstiegsplatz 15.