Montag, 7. Mai 2012

Nie mehr überragend

(teo) So. Das war's mal wieder. 49. Saison der Fußball-Bundesliga. Letzte Klappe. Für Kaiserslautern und - Überraschung! - Köln ist das sogar wörtlich zu nehmen. Könnte man ja mal Mitleid haben. Mit Vereinen. Einer Stadt, einer ganzen Region. Und den Fans. Bei manchen Anhängern ist man hingegen ganz froh, dass sie endlich absteigen. Und damit vom Markt sind. Was das Problem allerdings leider nur verschiebt. Und mit dem Aufstieg von Eintracht Frankfurt hat man ja dasselbe in Grün. Na gut, in Rot-Schwarz. Die Schwachköpfe sterben halt nie aus. Und halten sich als Alles-Fahrer und mit-dem-Rücken-zum-Spielfeld-auf-Zäunen-Sitzer und ins-Megaphon-Schreier auch noch für das Rückgrat der Klubs.

Rasen stürmen, Mund abputzen,
auf die EM warten.


(Handy-Fotto (c): Thomas Ottensmann)
Egal. Was bleibt? Eine Spielzeit für die Ewigkeit. Wenn es nach dem BVB geht. Der Dauermeister aus Dortmund holte 81 Punkte in einer Spielzeit - soviel wie noch kein Verein zuvor - und blieb dabei auch noch über 320-mal in Folge ungeschlagen. Ja, durchaus respektabel. Trotzdem wäre es schön, wenn man zwei Adjektive jetzt so langsam mal wieder aus dem Wortschatz streichen könnte. "Überragend" und "außergewöhnlich". Haben wir jetzt gefühlte Viertausend mal gehört. Aber solange Jürgen Klopp in der Liga ist - also noch bis schätzungsweise 2034 - müssen wir uns damit wohl abfinden. 


Ist so wie bei Louis van Gaal. Solange er vor die Mirkos trat und davon sprach, dass Torchancen "kreiert" werden, sagten das Reporter und andere Nachplapperer halt auch fleißig auf. Seit er weg ist, werden Torchanchen aber wieder auf gute, deutsche Art - und wie es sich gehört - herausgearbeitet. Oder produziert. Auch nicht schön. Aber immerhin nicht kreiert. Außer bei Arjen Robben. Aber der darf das, der ist schließlich auch Holländer. Trotz Robben, Huntelaar und Babel gibt es aber definitiv keine "Tod oder Gladiolen"-Spiele mehr in der Liga. Eine gute Entwicklung!


Sonst noch? Ach ja, das Warten auf das beliebte Trainer-Domino. Fällt ein Stein, rutscht die ganze Reihe. Momentan sind genau genommen nur drei Posten frei (Leverkusen, Berlin  und Augsburg). Hertha können wir rauskürzen, denn Zweitligisten kommen in dieser Kolumne bekanntlich nicht vor und Fortuna Düsseldorf hat Norbert Meier. Trotzdem ist in dieser Zweier-Kette weder Luhukay wesentlich, noch Hyypiä. Sondern Lucien Favre. Jetzt könnte man meinen, das wäre hinfällig, da sein Vertrag bei der Borussia noch bis 2013 läuft - aber Firlefanz! Was bedeuten denn Verträge oder Laufzeiten? Eben. Das große Problem ist, dass die Saison zwar am 5.5. beendet wurde, aber erst am 19.5. aufhört. Wenn die Bayern das zweite Endspiel in acht Tagen vergeigt haben. 


Der Stern des Südens titellos? Das überlebt mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit kein Trainer, selbst wenn er gut mit dem Uli befreundet ist. Also zieht Favre seine Ausstiegsklausel und wechselt nach München. Ralf Rangnick entscheidet sich gegen Leverkusen und Berlin, sondern für Mönchengladbach, Heynckes geht zurück nach Leverkusen. Und Jos Luhukay? Geht nach Berlin. Oder sagen wir nach Köln. Ist näher bei Venlo. Und da war er schon mal, da kennt er sich aus. Wie Peter Neururer. Was macht der dann eigentlich? Sitzt weiter im Mobilat-Fantalk und wartet darauf, dass im Herbst sein Buch erscheint. Irgendwie traurig.

Samstag, 5. Mai 2012

Abpfiff

(hai) Und jetzt diese doofe Pause bis zum 8. Juni. Wie kriegen wir die denn jetzt rum? Hm. Vielleicht einfach mal ein paar Tage Urlaub machen?
Nach dem Spiel ist zwar vor dem
 Spiel, aber der Platz ist erstmal leer.


(Handy-Fotto (c): Thomas Ottensmann)

Freitag, 4. Mai 2012

Mit der Frisur von Rod Stewart

(teo) Es ist ja zuweilen so, dass man sich montags zwingen muss, auf den Wecker zu hören und aufzustehen. Dann schleppt man sich hochmotiviert und mopsfidel zur Arbeit und träumt vom Wochenende, dass ja nur noch vier Tage und den Rest des Graupentages entfernt mit Sonnenbrille im Haar und Cocktail in der linken Hand lockt. 
Samstag, 17Uhr17.

(Handy-Fotto (c): Thomas Ottensmann)
 
Fußballprofis sind - so behaupten bisweilen Insider - normale Menschen. Und den Männern in kurzen Hosen und Stollenschuhen geht es mitunter ganz ähnlich: Sie haben schlichtweg keinen Bock auf ihren Job. Wie sympathisch, wie menschlich. 


So geht es am Wochenende, wenn die Fußball-Bundesliga zur Fußball-Bundesligaanstoßzeit am Samstag um 15Uhr30 den letzten Spieltag ihrer 49. Saison austrägt, den Kickern aus München, Gelsenkirchen, Gladbach, Leverkusen, Wolfsburg, Bremen, Nürnberg, Freiburg, Mainz, Hamburg, Augsburg, Berlin und Kaiserslautern. Was sollen sie machen? Die Spielerfrau hat den Urlaub längst gebucht, die Blagen quengeln im vollgetankten Wagen. Einigen hat man diese latente Unlust aber schon in diversen Spielen zuvor angemerkt. Und da war noch alles drin. Diesmal geht es aber um nichts mehr als die lästige Ehre. Und womöglich die ein oder andere vergoldete Südfrucht mit der Frisur von Rod Stewart. Wozu also der Aufwand? Widmen wir uns deshalb lieber den Männern, die am Samstag voller Leidenschaft, Herzblut und Adrenalin die drei Punkte so dringend wollen, als ob es die letzten wären.


Der 1.FC Köln ist heiß. Auf die beiden Relegationsspiele gegen Fortuna Düsseldorf. Zweimal ausverkauft, volle Hütte, rassiges Derby, Zusatzeinnahmen. Und noch zwei Huldigungsspiele für den Lukas. Da schlägt das Herz des Geißbocks höher. Tolle Sache, das. Als Gegner haben die Sternen-Götter aus Unterföhring den FC Bayern München nach Müngersdorf geschickt. Der Rekordmeister, Pokal- und Champagnerliga-Finalist ist mit den Gedanken halb in Berlin. Und halb in München. An Köln denken? Wozu? Hauptsache, die Knochen bleiben heile. FC - FCB 2:0


Ganz Berlin ist stolz. Auf die Hertha. Zwei Abstiege in drei Jahren, das schafft ja längst nicht jeder. 19 Trainer in derselben Zeit auch nicht. Schön, wenn die Entscheidungsträger an den Reglern beständig weitermachen dürfen. So ist Kontinuität in der Hauptstadt verbürgt. Im Abschiedsspiel für Hobby-Trainer Rehhagel konnten die Auguren aus der Sky-Zentrale den ehemaligen Hertha-Trainer Markus Münchhausen verpflichten, dem es eine Ehre ist, seinen früheren Schützlingen auf dem Weg nach unten das Händchen zu halten. Der Traditionsverein 1899 Hoffenheim gedenkt in Berlin mal wieder seine Schokoladenseite zu zeigen, um zu dokumentieren, dass ein Abstieg gar nicht so schlimm ist. Zumal dann, wenn es einfach nicht für die 1. Liga reicht, weil hinter den Kulissen ohnehin schon alles zweitklassig ist. Hertha - 1899 1:3


15Uhr30, Stuttgart, die Frisur sitzt. Bruno Labbadia weiß, wann die Kameras angehen. Die Ausgangslage im Heimspiel gegen VW ist also gut. Die Mannschaft weiß zudem, was Bruno will. Läuft. Der VfB will den fünften Platz, um den lästigen Quali-Spielen für die Fanta-Liga zu entgehen. Elf Tore besser als Leverkusen, aber einen Zähler schlechter, das ist durch einen Sieg leicht auszumerzen. Läuft. VfB - VW 4:1


In Hannover spielt man eher ungern bei Tageslicht. In der Europa League, unter Flutlicht: Das waren die großen Spiele der 96er! Da konnte die Landeshauptstadt von Niedersachsen endlich mal wieder ihr wahres Gesicht in Europa zeigen. Deshalb ist das Ziel auch klar: Wieder in die Fanta-Liga, denn es war so wunderschön. Sieben Tore und ein Punkt Vorsprung sind zwar wenig. Aber die Götter schicken einfach den Absteiger aus der Pfalz an die Leine. Drei Punkte einfahren und dann nur noch unter Flutlicht trainieren. Perfekt vorbereitet in die nächste Europapokalsaison - so wird's gemacht. 96 - FCK 3:0


Sonst noch? Dauermeister Dortmund holt sich den Rekord für die Ewigkeit, Schalke weint weiter, Bremen muss für Verabschiedungs-Blumensträuße mehr Geld aufwenden als für Siegprämien, beim HSV gibt es um 17Uhr17 einen Autokorso zum Klassenerhalt. Die Ergebnisse im Überblick:


Nürnberg - Leverkusen 2:1
Köln - München 2:0
Bremen - Schalke 1:1
Augsburg - Hamburg 2:1
Dortmund - Freiburg 2:0
Hannover - Kaiserslautern 3:0
Berlin - Hoffenheim 1:3
Stuttgart - Wolfsburg 4:1 
Mainz - Mönchengladbach 0:0