Freitag, 4. Mai 2012

Mit der Frisur von Rod Stewart

(teo) Es ist ja zuweilen so, dass man sich montags zwingen muss, auf den Wecker zu hören und aufzustehen. Dann schleppt man sich hochmotiviert und mopsfidel zur Arbeit und träumt vom Wochenende, dass ja nur noch vier Tage und den Rest des Graupentages entfernt mit Sonnenbrille im Haar und Cocktail in der linken Hand lockt. 
Samstag, 17Uhr17.

(Handy-Fotto (c): Thomas Ottensmann)
 
Fußballprofis sind - so behaupten bisweilen Insider - normale Menschen. Und den Männern in kurzen Hosen und Stollenschuhen geht es mitunter ganz ähnlich: Sie haben schlichtweg keinen Bock auf ihren Job. Wie sympathisch, wie menschlich. 


So geht es am Wochenende, wenn die Fußball-Bundesliga zur Fußball-Bundesligaanstoßzeit am Samstag um 15Uhr30 den letzten Spieltag ihrer 49. Saison austrägt, den Kickern aus München, Gelsenkirchen, Gladbach, Leverkusen, Wolfsburg, Bremen, Nürnberg, Freiburg, Mainz, Hamburg, Augsburg, Berlin und Kaiserslautern. Was sollen sie machen? Die Spielerfrau hat den Urlaub längst gebucht, die Blagen quengeln im vollgetankten Wagen. Einigen hat man diese latente Unlust aber schon in diversen Spielen zuvor angemerkt. Und da war noch alles drin. Diesmal geht es aber um nichts mehr als die lästige Ehre. Und womöglich die ein oder andere vergoldete Südfrucht mit der Frisur von Rod Stewart. Wozu also der Aufwand? Widmen wir uns deshalb lieber den Männern, die am Samstag voller Leidenschaft, Herzblut und Adrenalin die drei Punkte so dringend wollen, als ob es die letzten wären.


Der 1.FC Köln ist heiß. Auf die beiden Relegationsspiele gegen Fortuna Düsseldorf. Zweimal ausverkauft, volle Hütte, rassiges Derby, Zusatzeinnahmen. Und noch zwei Huldigungsspiele für den Lukas. Da schlägt das Herz des Geißbocks höher. Tolle Sache, das. Als Gegner haben die Sternen-Götter aus Unterföhring den FC Bayern München nach Müngersdorf geschickt. Der Rekordmeister, Pokal- und Champagnerliga-Finalist ist mit den Gedanken halb in Berlin. Und halb in München. An Köln denken? Wozu? Hauptsache, die Knochen bleiben heile. FC - FCB 2:0


Ganz Berlin ist stolz. Auf die Hertha. Zwei Abstiege in drei Jahren, das schafft ja längst nicht jeder. 19 Trainer in derselben Zeit auch nicht. Schön, wenn die Entscheidungsträger an den Reglern beständig weitermachen dürfen. So ist Kontinuität in der Hauptstadt verbürgt. Im Abschiedsspiel für Hobby-Trainer Rehhagel konnten die Auguren aus der Sky-Zentrale den ehemaligen Hertha-Trainer Markus Münchhausen verpflichten, dem es eine Ehre ist, seinen früheren Schützlingen auf dem Weg nach unten das Händchen zu halten. Der Traditionsverein 1899 Hoffenheim gedenkt in Berlin mal wieder seine Schokoladenseite zu zeigen, um zu dokumentieren, dass ein Abstieg gar nicht so schlimm ist. Zumal dann, wenn es einfach nicht für die 1. Liga reicht, weil hinter den Kulissen ohnehin schon alles zweitklassig ist. Hertha - 1899 1:3


15Uhr30, Stuttgart, die Frisur sitzt. Bruno Labbadia weiß, wann die Kameras angehen. Die Ausgangslage im Heimspiel gegen VW ist also gut. Die Mannschaft weiß zudem, was Bruno will. Läuft. Der VfB will den fünften Platz, um den lästigen Quali-Spielen für die Fanta-Liga zu entgehen. Elf Tore besser als Leverkusen, aber einen Zähler schlechter, das ist durch einen Sieg leicht auszumerzen. Läuft. VfB - VW 4:1


In Hannover spielt man eher ungern bei Tageslicht. In der Europa League, unter Flutlicht: Das waren die großen Spiele der 96er! Da konnte die Landeshauptstadt von Niedersachsen endlich mal wieder ihr wahres Gesicht in Europa zeigen. Deshalb ist das Ziel auch klar: Wieder in die Fanta-Liga, denn es war so wunderschön. Sieben Tore und ein Punkt Vorsprung sind zwar wenig. Aber die Götter schicken einfach den Absteiger aus der Pfalz an die Leine. Drei Punkte einfahren und dann nur noch unter Flutlicht trainieren. Perfekt vorbereitet in die nächste Europapokalsaison - so wird's gemacht. 96 - FCK 3:0


Sonst noch? Dauermeister Dortmund holt sich den Rekord für die Ewigkeit, Schalke weint weiter, Bremen muss für Verabschiedungs-Blumensträuße mehr Geld aufwenden als für Siegprämien, beim HSV gibt es um 17Uhr17 einen Autokorso zum Klassenerhalt. Die Ergebnisse im Überblick:


Nürnberg - Leverkusen 2:1
Köln - München 2:0
Bremen - Schalke 1:1
Augsburg - Hamburg 2:1
Dortmund - Freiburg 2:0
Hannover - Kaiserslautern 3:0
Berlin - Hoffenheim 1:3
Stuttgart - Wolfsburg 4:1 
Mainz - Mönchengladbach 0:0

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