Sonntag, 28. November 2010

Für Konjunktive gibt's keine Punkte

(hai) Irgendwie ein bisschen zu hoch ausgefallen, dieser 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Wer jetzt meint, diese Phrase sei schon mal gedroschen worden - womöglich sogar ohne fünf Mar..., ähem, drei Euro ins Schwein geworfen zu haben, der geht ganz recht in seiner Annahme. Mainz 05 schlug den Club aus Nürnberg nach anfänglichen Schwierigkeiten noch locker mit 3:0 und nicht nur der Gästetrainer befand hernach, man sei nicht ganz so deutlich unterlegen gewesen, wie es das Ergebnis letztendlich aussage. Womit er zweifelsohne richtig lag. Mainz bleibt Mainz, singt und lacht wieder, die Mini-Krise ist überstanden. 05 bleibt erster Verfolger von 09.

Der Ballspielverein Borussia Dortmund schlug die Namenscousine aus Mönchengladbach nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem 0:1-Rückstand noch locker mit 4:1 und nicht nur der Gästetrainer befand hernach, man sei nicht ganz so deutlich unterlegen gewesen, wie es das Ergebnis letztendlich aussage. Womit er zweifelsohne richtig lag. Dortmund steht kurz vor der Halbzeitmeisterschaft, Gladbach kurz vor der Resignation: Platz 18 ist zwar womöglich wirklich schlechter als so manche Leistung, aber zehn Punkte und 40 (in Worten: vierzig) Gegentore weisen den Weg, der mal wieder schnurstracks in die 2. Liga zu führen scheint. Denn: Die Tabelle lügt nicht. Kostet drei Euro? Egal, stimmt trotzdem.

Im Duell der Tabellennachbarn und Überraschungsteams schlug Hannover 96 den SC Freiburg nach anfänglichen Schwierigkeiten noch locker mit 3:0 und nicht nur der Heimtrainer befand hernach, man sei nicht ganz so deutlich überlegen gewesen, wie es das Ergebnis letztendlich aussage. Womit er zweifelsohne richtig lag. Hannover hat nun 25 Punkte gesammelt - eine fantastische Quote für den Fast-Absteiger des vergangenen Jahres.

Im Duell der Tabellennachbarn schlug der FC Bayern München die Eintracht aus Frankfurt nach anfänglichen Schwierigkeiten noch locker mit 4:1 und nicht nur der Gästetrainer befand hernach, man sei nicht ganz so deutlich unterlegen gewesen, wie es das Ergebnis letztendlich aussage. Womit er zweifelsohne richtig lag. Doch mehr als das zwölfte Saisontor von Torjäger Theofanis Gekas zum zwischenzeitlichen 1:1 sprang für die Gäste nicht heraus. Der Rekordmeister kann zwar die Spitze zur Zeit lediglich mit dem Fernglas und selbst damit nur undeutlich erkennen, ist nun aber bereits Fünfter - drei Punkte hinter dem Tabellendritten aus Leverkusen.

Apropos: Die Werkself kam im Duell der Tabellennachbarn nicht über ein 2:2 hinaus - und einige Beobachter meinten hernach, das Remis sei nicht zu hoch ausgefallen, vielmehr gebe es den Spielverlauf korrekt wieder. Zu diesen Beobachtern gehörte auch Gästetrainer Jupp Heynckes. Ist ja eher selten, dass der objektive Blick nicht verstellt ist, wenn man den Trainingsanzug seines Arbeitgebers trägt - und das Tor dann auch noch per Elfmeter in der vierten Minute der Nachspielzeit fällt. Aber so isser, der neue, der gelassene Osram. Muss wohl Altersweisheit sein.

Ein weises Wort gelassen ausgesprochen hat nach den 90 Minuten in Kaiserslautern auch Gästetrainer Felix Magath. Er lamentierte übrigens hernach keineswegs, dass die 0:5-Niederlage zu hoch ausgefallen sei. Im Gegenteil, er sagte lediglich: "Dieses Ergebnis schreit nach Konsequenzen." Ob er in diese vollmundige Ankündigung seine eigene Position mit einbezogen hat? Eher nicht. Aber 13 Punkte nach 14 Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Auch über die Arbeit des die Mannschaft zusammen-, ein- und aufstellenden Trainermanagers. Vielleicht hätte Felix Magath am Samstagnachmittag seine Mannschaft auf dem schweren Weg zu den mitgereisten Fans begleiten sollen. Das Team stockte in einem gewissen Sicherheitsabstand, als es sich für die Unterstützung der Fans bedanken musste, die unter anderem darin bestand, der Mannschaft kollektiv den Rücken zuzuwenden und sie nach dem Abpfiff unflätig zu beschimpfen. Wäre Magath mitgegangen, hätte er sicherlich auch gespürt, wie richtig er mit seiner Aussage lag: "Dieses Ergebnis schreit nach Konsequenzen."

Nicht das Ergebnis, ein zünftiges 2:4 beim Hamburger Sportverein, das vielleicht am Ende ein bisschen zu hoch ausgefallen war, schrie nach Konsequenzen. Vielmehr ging es um die Dummheit eines Berufsfußballers, die dem Gästetrainer die Zornesröte ins blasse Gesicht trieb: Der Spieler Marica hatte gerade erst für den zwischenzeitlichen Ausgleich gesorgt, als er sich zunächst die gelbe Karte für ausgiebiges Palavern mit 30 Metern Anlauf abholte, um dem Schiedsrichter hernach dafür mit einem herzhaften Schimpfwort zu danken und dafür mit einer roten Karte zum Duschen geschickt zu werden. Ob der VfB Stuttgart mit Marica wirklich einen Punkt aus Hamburg entführt hätte? Für Konjunktive gibt's keine Punkte: Stuttgart bleibt Kellerkind.

Der SV Werder Bremen schlug den FC St. Pauli am Sonntag im Nordderby mit 3:0 und nicht nur der Heimtrainer befand hernach, man sei zwar deutlich überlegen gewesen, aber letztendlich sei der Sieg doch etwas zu hoch ausgefallen. Womit er zweifelsohne richtig lag. St. Pauli traf lediglich Aluminium und Sprunggelenk: Rot für Thorandt. Für Bremen traf Almeida viermal. Dreimal ins Tor und einmal ins Gesicht von Zambrano: Ebenfalls Rot.

Der 1.FC Köln brachte das eigentlich zu hoch ausgefallene 1:0 gegen den VfL Wolfsburg nicht über die Zeit. Dafür wurde einfach Cicero zu früh eingewechselt. Er kam in der 77. Minute und traf vier Minuten später zum verdienten Ausgleich. So bleibt im Tabellenkeller alles schön dicht beisammen.

Samstag, 27. November 2010

Philosophen in kurzen Hosen XXXI

"Mein Tor werde ich heute mit Sprite anstatt Wasser feiern."

(Marc Rzatkowski (20) vom VfL Bochum 1848 nach seinem ersten Profi-Tor zum 3:0 gegen den SC Paderborn 07)

(Foto gefunden auf und verlinkt mit: vfl-bochum.de/kickit/)

Donnerstag, 25. November 2010

Auswärtssieg, Auswärtssieg!

Das Westfalenstadion, das längst
wie eine Versicherung heißt.
(Handy-Fotto: Teo Tippenczewski)
(teo) Wenn am 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga gleich neun Mannschaften Heimrecht haben, dann ist das eigentlich ohne Belang, denn der 14. Spieltag ist der große Spieltag der Gastmannschaften. Am Freitagabend tritt der 1.FC Nürnberg am Mainzer Bruchweg an und führt die imposante Serie des 1.FSV Mainz 05 fort: Die letzten drei Heimspiele der Mainzer gingen in Serie und zu Null verloren. Der Club gewinnt mit dem knappsten aller Ergebnisse: 0:1.

Der HSV hat drei der letzten vier Ligaspiele in den Sand gesetzt. Auch der VfB Stuttgart hat drei der letzten vier Ligaspiele nicht gewonnen. Spricht eigentlich für ein trostloses 0:0 im Volksparkstadion, von dem die Wenigsten wissen, wie es zur Stunde eigentlich heißt. Wird aber ein trostloses 1:2.

1899 Hoffenheim tritt zu Hause gegen den Angstgegner aus Leverkusen an. Die Werkself hat alle vier Ligaspiele gegen die Kraichgauer gewonnen. Und Bayer 04 schwimmt auf einer Erfolgswelle, hat vier der letzten fünf Pflichtspiele gewonnen, ist seit dem DFB-Pokal-Aus in Gladbach ungeschlagen. 1899 verlor daheim zuletzt 0:1 gegen Freiburg. Passt: 1899 verliert auch 0:1 gegen Leverkusen.

Zweimal gewonnen, zweimal verloren - das ist die Bilanz der letzten vier Heimspiele von Hannover 96. Trotzdem liegt 96 nach der besten Startbilanz der Geschichte auf Platz 4. Der Gast aus Freiburg liegt nach der besten Startbilanz der Geschichte einen Punkt dahinter auf Rang 6. Freiburg gewann sein letztes Auswärtsspiel 1:0 in Hoffenheim und vergeigte dann unglücklich gegen den Tabellenführer zu Hause. Robin Dutt will die Punkte zurück und holt sie sich einfach in Hannover: 1:2.

Schalke kommt langsam in die Spur: 4:0 gegen Werder, 3:0 gegen Lyon in der Champions League. Lediglich eins der letzten acht Pflichtspiele ging in die Buxe. Kaiserslautern hat mit dem Auswärtssieg in Nürnberg die rasante Talfahrt vorerst gestoppt, aber vier der letzten acht Spiele gingen punktlos an den Gegner. Genau wie Samstag: Lautern 0, Schalke 1.

Bayern Münchens bescheidener Trainer Louis van Gaal hat 30 Punkte bis zur Winterpause von seiner Mannschaft gefordert. Da fehlen noch zehn, bei nur noch vier Spielen. Dumm nur, dass er schon am Samstagabend, nach der 1:2-Heimiederlage gegen den punktgleichen Tabellennachbarn Eintracht Frankfurt das Ziel revidieren muss: Höchstens 29 Punkte kann sein Team dann noch erreichen - und läge immer noch fünf Punkte hinter Dortmund. Aber auch nur, wenn der BVB alle Spiele bis dahin verlöre - was ja, mit Verlaub - niemand glaubt.

Denn der bärenstarke BVB kann ja weiterhin punkten. Der stärkste Sturm der Liga gegen die schwächste Abwehr. Ein Spiel, das man in dieser Saison eigentlich gar nicht tippen muss: Dortmund gegen Mönchengladbach, das Topspiel am Samstagabend. Borussia gegen Borussia, Erster gegen Letzter. In der ewigen Bilanz hat der BVB überragende 29 Mal gewonnen, gerade mal 27 Mal verloren und lediglich 28 Mal unentschieden gespielt. Alles andere als ein zweistelliger Sieg des BVB wäre eine Riesenüberraschung, nachgerade eine Sensation. Klare Sache: BVB - Gladbach 1:2.

In einem weiteren der unzähligen Nordderbys spielt am Sonntag Werder Bremen im Weserstadion gegen den FC St. Pauli. Werder hat sechs der letzten acht Pflichtspiele versemmelt und dabei fluffige 21 Gegentore kassiert. Die Kiezkicker haben vier der letzten fünf Spiele in Serie vergeigt, zuletzt beim 1:1 gegen Wolfsburg aber wieder verbessert gewirkt. Werders Lauf hält an: 1:2.

Der 1.FC Köln überraschte in dieser Woche mit einem 1:0 in Stuttgart und der Nicht-Entlassung des Managers. Trotzdem: Fünf der letzten acht Spiele waren für den Allerwertesten. Gegen den VfL Wolfsburg, der lediglich eins der letzten sieben Spiele gewann, aber wenigstens noch dreimal Unentschieden spielte, soll der Sieg aus Stuttgart nun vergoldet werden. Wäre doch gelacht, wenn das nicht klappte. 0:1. Gar nicht lustig.

Ihr seid ja immer noch da. Was vergessen? Ach so: Das Volksparkstadion heißt derzeit Imtech Arena. Das kann aber zum Zeitpunkt, wenn Ihr das hier lest, schon wieder anders sein.

Montag, 22. November 2010

Kuba-Krise 2010

Alles gelaufen

(teo) FC Schalke 04 - SV Werder Bremen 4:0, Eintracht Frankfurt - TSG 1899 Hoffenheim 0:4, Borussia VfL Mönchengladbach 1900 - 1. FSV Mainz 05 2:3, SC Freiburg - BV Borussia Dortmund 09 1:2, Hannover 96 - Hamburger SV 3:2, TSV Bayer 04 Leverkusen - FC Bayern München 1:1, VfB Stuttgart - 1. FC Köln 0:1, FC St. Pauli - VfL Wolfsburg 1:1.

Der 14. Spieltag wird vom 26. - 28. November 2010 in unterschiedlichen Stadien an unterschiedlichen Orten in ganz Deutschland ausgetragen.

Zu wenig Text fürs Geld? Okay, daran soll's ja nicht scheitern:

Glückwunsch nach Dortmund. So früh hat der Ballspielverein Borussia Dortmund 09 in den letzten Jahren selten den Klassenerhalt in der 1. Fußball-Bundesliga feiern dürfen. Okay, der ehemalige deutsche Meister und Champions-League-Sieger hat zwar zu Hause gegen Hoffenheim nur mit viel Ach und Krach in allerletzter Sekunde wenigstens einen Punkt gerettet und gegen Leverkusen sogar verloren, aber der Rest war ganz in Ordnung: 34 von 39 möglichen Punkten nach 13 Spielen - soviel hatten in der vergangenen Saison die vier letztplatzierten Erstligisten (die Absteiger Hertha BSC und VfL Bochum sowie die jetzigen Ligakonkurrenten 1. FC Nürnberg und Hannover 96) nach 34 Spielen nicht auf dem Konto. Wie gesagt: Glückwunsch. Alles Gute. Ist verdient. Irgendwie.

Und sonst? Mainz spielt Champions-League, Leverkusen in der Quali dafür. Hannover, Hoffenheim und Freiburg sind überaus würdige deutsche Vertreter in der Europa League.

Bayern reibt sich verwundert die Augen, Werder überlegt, aus dem Schlamassel zu kommen, ohne den Trainer zu entlassen. Der HSV - Erster in der Lazarett-Wertung - muss in der Winterpause mindestens zehn neue Spieler verpflichten - oder die zweite Mannschaft spielen lassen. Kommt ja nicht drauf an: Nach oben geht wieder nix, nach unten droht keine Gefahr: Köln und Gladbach spielen das rheinische Derby nächstes Jahr wieder in der 2. Liga. Und in der Relegation spielt einfach nochmal Nürnberg gegen Augsburg - Wiedersehen macht Freude. 

St. Pauli und Lautern halten die Klasse und sind zufrieden, weil jeder Platz über 16 ein guter Platz ist. Frankfurt, Wolfsburg, Stuttgart und Schalke sind unzufrieden, weil jeder Platz zwischen 7 und 15 kein Geld bringt.

Fazit: Objektiv betrachtet macht diese Liga so richtig Laune. Weil jeder jeden schlagen kann, außer Dortmund. Außer Bayer Leverkusen.

Donnerstag, 18. November 2010

VW-Käfer im Strafraum

(hai) Der 13. Spieltag bringt Unglück. Auch in der Fußball-Bundesliga. Das weiß jedes Kind. Dazu bedarf es keiner Erklärung. Nur soviel: Schalke hat zwar Glück, dass es in dieser Länderspielwoche kein Freitagspiel und damit auch keine Flutlichtniederlage gegen den SV Werder Bremen gibt. Aber Werder auf Schalke - das war in der letzten Saison noch Rasse gegen Klasse - in dieser Spielzeit täte man Not und Elend Unrecht, brächte man sie an dieser Stelle ins trostlose Spiel. Aber wenigstens können die Blauen am Samstag um 15.30 Uhr einen Punkt in der großen Turnhalle retten. Vier Fehler, zwei auf jeder Seite: Schalke 2, Bremen 2 - zwei unglückliche Trainer, zigtausend unglückliche Fans - wie gesagt: Spieltag 13.

Eintracht Frankfurt hat seit Menschengedenken nicht mehr verloren. Genau genommen seit dem 5. Spieltag, als es in Leverkusen eine unnötige 1:2-Schlappe gab - aber das ist längst vergessen. Und der Grund dafür ist Grieche. Theofanis Gekas ist der VW-Käfer unter den Torjägern: er trifft und trifft und trifft. Was zur Folge hat, dass in Bochum dicke Tränen geweint werden (immer noch) und dass die Eintracht siegt und siegt und siegt (immer weiter). Sechs der letzten acht Pflichtspiele wurden gewonnen, dazu zwei torlose Remis. Da kann jetzt ruhig Hoffenheim kommen. 1899 hat ohnehin schon die letzten beiden Spiele in Folge vergeigt. Da kommt es auf das hier jetzt auch nicht mehr an: Frankfurt gewinnt 4:2 und dreimal trifft - na, wer wohl?

Die Fohlen. Die Torfabrik. Die Wundertüte. 4:0, 0:4, 6:3, 0:7, 3:3, 1:4 - nur ein kleiner Auszug aus der Saisonbilanz der wahren Borussia in dieser wunderbaren 48. Spielzeit der Fußball-Bundesliga. Konstanz sieht anders aus - und liegt zudem am Bodensee. Immerhin hofft Gladbach auf den Elan des 4:0-Derbysiegs in Köln. Allerdings fällt mit Brouwers und Dante die komplette Innenverteidigung länger aus. Gut, dass ja lediglich der 1.FSV Mainz 05 anreist. Der gefühlte Neuling hat fünf der letzten sechs Pflichtspiele verloren und ist bei einem Zweitligisten um die Ecke aus dem DFB-Pokal geflogen. Leichte Beute! Und genau der richtige Aufbaugegner für die Fohlen: 2:1 für Gladbach.

Zu den größten Überraschungen in dieser noch jungen Saison gehört zweifelsohne der SC Freiburg. Platz 4 mit drei Punkten Rückstand auf Rang 2 sind nach einem Drittel der Spiele wahrlich respektabel. Auch die Heimspiele - in der letzten Spielzeit noch so etwas wie die Achillesferse der Schwarzwälder - werden wieder gewonnen - die letzten drei sogar in Folge. Hat das am 13. Spieltag eine wie auch immer geartete Relevanz? Man weiß es nicht. Schließlich reist mit Borussia Dortmund der derzeit souveräne Klassenprimus an. Der BVB gewann die letzten drei Spiele mit insgesamt 8:0-Toren und wirkt in jedem Spiel hungrig und - Jürgen Klopp würde sagen - "gierig auf den Erfolg". Die Welle trägt noch: Freiburg 0, Dortmund 3.

Der große HSV spielt beim kleinen HSV, den der Rest der Republik besser beim Nachnamen kennt: 96. Und Hannover steht momentan mit einem Zähler vor dem großen Rivalen aus dem höheren Norden im oberen Tabellendrittel. Für Hannover ein Erfolg, für Hamburg eine Katastrophe. Der HSV muss seine halbe Stammtruppe ersetzen, Hannover mal wieder hinten dicht machen: Zwei der letzten drei Spiele gingen mit 0:4 in die Buxe. Was will uns das sagen? 2:1 für die Mannschaft mit dem kleineren Etat - und Lazarett.

Und noch so ein Überraschungsteam: Auch den 1.FC Nürnberg wähnten viele der selbsternannten Experten zu diesem Zeitpunkt längst tief im Keller, bei konstantem Rotlicht. Aber Pustekuchen, fränkischer: Der Club hat 18 Zähler aus zwölf Spielen gesammelt, das sind sechs mehr als der VfB Stuttgart gesammelt hat und acht mehr als Schalke 04, um nur mal zwei Europacup-Klubs am Rande zu erwähnen. Vier der letzten fünf Spiele gewannen die Clubberer. Lautern verlor hingegen fünf der letzten acht Spiele, ist seit dem 2. Spieltag im freien Fall durch die Tabelle geschliddert. Spricht irgendwie für Nürnberg: 3:1 für den Club.

Das Topspiel am Samstagabend bestreiten der Tabellenzweite und der Tabellensechste. Leverkusen gegen München, Bayer gegen Bayern. Ist das ein Topspiel? Kann sein, muss aber nicht. Leverkusen hat die letzten vier Pflichtspiele in Folge gewonnen, aber nicht immer berauschend gekickt. Der FC Bayern hat sechs der letzten acht Pflichtspiele gewonnen und keins verloren, aber nicht immer berauschend gekickt. Könnte ein 0:0 werden oder ein 2:2. Der Blick in die Kristallkugel verheißt aber: Bayer 04 0, Bayern München 2.

Was vergessen? Stimmt: Am Sonntag spielen dann noch: VfB Stuttgart gegen 1. FC Köln 4:0 und der FC St. Pauli gegen VW Wolfsburg 1:2.

Mittwoch, 17. November 2010

Alles irgendwie TSV

(tobi) Welch ein Frevel, dem VfL Bochum die heimliche Ligaherrschaft im Oberhaus zuzusprechen! Der wahre Dominator der Bundesliga kommt selbstredend aus München. Natürlich, das haben wir doch immer gewusst! Aber Pustekuchen: Die großen Bayern sind eigentlich nur die Nummer zwei in der Landeshauptstadt, hinter dem TSV 1860! Kann nicht sein? Und doch!

Weil: Junglöwe Sven Bender Chef-Raubtier im BVB-Mittelfeld ist, sein Bruder Lars Stammspieler beim Pillenclub in Leverkusen ist, die Kumpels Timo Gebhardt und Christian Träsch sich beim VfB auf Jogisch's Zettel gespielt haben, Marcel Schäfer und Fabian Johnson sich im Wolfsrudel behaupten, Peniel Mlapa erfolgreich in Hoffenheim kufft und sich Top-Talent Moritz Leitner zwar aktuell noch das blau-weiße Trikot überstreift, aber längst dem BVB gehört! Noch Fragen?

Achja, Paulis Kapitän Matze Lehmann ist natürlich ein Löwe! Nun, das ist alles nicht neu! Die Ex-Nationalspieler Klaus Fischer, Rudi Völler, Daniel Bierofka und Benny Lauth haben alle in jungen Jahren in München gekickt und das nicht beim FCB! Aber was haben die 60er davon? Aktuell vier Punkte mehr, als der VfL Bochum. Das Leben ist ungerecht!

(Foto gefunden auf und verlinkt mit: http://i55.photobucket.com)

Dienstag, 16. November 2010

Alles irgendwie VfL

(tobi) Der Blick auf die Torjägerliste tut weh. An der Spitze steht der schöne, der schönste Grieche, der jemals in der 1. Bundesliga vor die Murmel getreten hat. Er ist nur 1,79 Meter groß, wiegt zarte 76 Kilo, aber flämmt wie einst der "Bomber" höchstpersönlich: Theofanis Gekas, 111 Ligaspiele, 50 Tore. Es tut nicht weh, weil das kleine Männchen die Eintracht aktuell auf Platz fünf geschossen hat. Es tut weh, weil Theofanis Gekas ein weiterer Beleg dafür ist, dass Bochum eigentlich die Liga beherrscht, obwohl der Verein am Spielbetrieb im Oberhaus gar nicht teilnimmt...

Beispiel zwei: Ilkay Gündogan. Das Riesentalent der "Clubberer" hat sein fußballerisches Rüstzeug in Bochum gelernt unter Trainer Michael Oenning. Der wiederum ist inzwischen Co-Trainer beim Bundesliga-Dino HSV. Eine ebenfalls bärenstarke Saison spielt Gündogans Landsmann und Teamkollege Mehmet Ekici. Der stammt aus der Kaderschmiede von Hermann Gerland. Und der Tiger, der ist - natürlich - Bochumer. Auf seine Kappe gehen die erfolgreichen Karrieren von Philipp Lahm, Thomas Müller und Holger Badstuber.

Und wo wir gerade dabei sind: Die Schalker Entdeckung der vergangegen Saison, Lukas Schmitz, kommt aus der VfL-Jugend. Achja und auch die Leistungsträger der Mainzer Boygroup, Lewis Holtby und Christian Fuchs, haben beim VfL gekickt. Der Abwehrchef des Tabellen-Vierten aus Freiburg, Heiko Butscher, wurde in Bochum verkannt.

Ach es tut so weh, denn es könnte alles so viel schöner sein. Schöner als Platz elf in der 2. Bundesliga...

(Foto gefunden auf und verlinkt mit: http://chello.images.infostradasports.com)

Sonntag, 14. November 2010

Womöglich die Wende

(teo) Der 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga brachte es mit dem Topspiel am Samstagabend endgültig an den Tag: Mainz 05 steckt in einer veritablen Krise. Fünf der letzten sechs Spiele gingen verloren, die letzten drei Heimspiele in Folge und zu Null. Dazu das Aus im DFB-Pokal in Aachen. Die Boygroup aus Rheinhessen nimmt sich offenbar ein Sabbatical  - und rutschte nach dem 0:1 gegen Hannover sogar hinter die punktgleiche Werkself aus Leverkusen auf den nunmehr dritten Rang ab. Da sagt der BVB artig 'Danke' und liegt nun schon satte sieben Punkte vor dem Verfolger-Duo. Wieviele Punkte vor den Bayern? Keine Ahnung, aber wen interessiert das eigentlich noch?

Die schwarz-gelbe Rasselbande aus dem Ruhrpott scheint zur Zeit nur von sich selbst gebremst werden zu können. Oder von Leverkusen. Aber das Spiel - es war die bislang einzige (Heim-)Niederlage des BVB - kommt erst wieder am 18. Spieltag auf den Plan. Jedenfalls war der HSV in Dortmund ohne echte Chance. Dortmund spielte geduldig und setzte gekonnt die beiden Tore. Nicht schlecht, diese U23 von Jürgen Klopp. Und Leverkusen? Bayer 04 gewann verdient auf dem Kiez und St. Pauli nähert sich so langsam den ehedem angestammten Tabellenplätzen. Drei Punkte sind es noch auf einen Abstiegsplatz.

Nur noch einen Punkt entfernt liegt der andere Aufsteiger aus Kaiserslautern von der Gefahrenzone entfernt. Im Duell der Tabellennachbarn holte der FCK auf dem Betzenberg einen 0:3-Rückstand in der letzten halben Stunde auf. Wie sagt man da so schön? Ein Sieg der Moral, die Mannschaft hat Charakter gezeigt - rhabarber, rhabarber. Dann muss man sich vielleicht aber auch mal die Frage stellen, wo Charakter und Moral in der ersten Stunde waren. Unangenehme Frage? Mag sein.

Womit wir auch schon - nahezu unvermeidlich - bei Werder Bremen wären. Wenn ein 0:0 zu Hause gegen Frankfurt allen Ernstes vor den Mikrophonen als Erfolg verkauft wird, weiß man, dass das Selbstvertrauen der Rautenträger momentan einwandfrei aus Bodenhaltung kommt. Schon klar: Gemessen am 0:6 in Stuttgart war Werder, nun ja, dezent verbessert - zumindest in der Abwehr. Und die Mannschaft bemühte sich. Und erarbeitete sich diverse Torchancen. Und spielte nicht gegen den Trainer. Ist das die Wende? Womöglich.

Werder wird ja gerne mal liebevoll als "Wundertüte" beschrieben, weil man nie weiß, was man an welchem Spieltag kriegt. Aber eigentlich trifft das genauso auf die weißen Rautenträger zu: Borussia Mönchengladbach, auch liebevoll "die Schießbude der Liga" genannt, gewann nach neun sieglosen Spielen in Folge endlich mal wieder und dann gleich so: 4:0. In Köln. Beim Lieblingsfeind. Und erstmals zu Null! Wahnsinn. Jetzt können die Zeitungen endlich nicht mehr schreiben, dass die Fohlen drei Tore im Schnitt kassieren. Sind jetzt nur noch 2,75. Dafür schießt Gladbach aber auch 1,75 pro Spiel. War das nun die Wende? Womöglich.

Zumindest aber verließ die wahre Torfabrik den letzten Tabellenplatz, auf dem nun der 1.FC Köln residiert. Der Gegner, der ja bereits den Trainer wechselte, war darob so perplex, dass er dem Interimscoach erstmal den Rücken stärkte. Scheint der Markt wohl derzeit nicht viel herzugeben. Und es reißt sich ja auch nicht gerade jeder um den Trainerjob in Köln.

Apropos: Beneidet derzeit eigentlich noch irgendwer Felix Magath? Oder Steve McClaren? Schlecht vorstellbar. Wer will sich schon mit Pierre Littbarski und Bernd Hollerbach als Co-Trainern rumschlagen? Eben. Mag vielleicht von der Papierform des Kaders oder der Zahl mit den vielen Nullen auf dem Gehaltsscheck her reizvoll wirken, aber auf dem Platz ist es doch häufig genug zum Haareraufen und Mäusemelken, was die hochbezahlten Vollprofis da so auf die Grasnarbe fräsen. Zum Spiel Wolfsburg - Schalke vielleicht nur soviel: Sieht der Schiri das Handspiel von Huntelaar, gewinnt der VfL Wolfsburg 2:1. Macht der Huntelaar noch zwei seiner anderen gefühlten 67 Großchancen rein, verliert der VfL Wolfsburg mit 2:3 - wie es das Gesetz der Serie eigentlich nach dem 2:0-Vorsprung der Heimmannschaft erfordert hätte. Aber nicht mal darauf ist noch Verlass!

Genauso wenig wie auf 1899 Hoffenheim. Gegen den SC Freiburg gab es im badischen Duell eine 0:1-Heimschlappe. Freiburg liegt jetzt drei Punkte hinter Leverkusen und Mainz auf dem vierten Platz, was einer mittelprächtigen Sensation gleich kommt.

Weniger durfte der 3:0-Sieg des FC Bayern gegen Nürnberg überraschen. Der bayrische Radioreporter überschlug sich vor Freude und trompetete in die Welt, dass die Aufholjagd am 12. Spieltag also endlich begonnen habe. Der Rekordmeister hat als Sechster immer noch zwölf Punkte Abstand auf den BVB.

Donnerstag, 11. November 2010

In der Ruhe liegt die Kraft

(hai) Am 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga gehen alle Mannschaften ausgeruht und topfit an den Anstoßpunkt. Kein Europapokal, kein DFB-Pokal - wie heißt es so schön - alle Mannschaften können sich ganz auf die, nun ja, Herbstmeisterschaft konzentrieren. Der BVB darf am Freitagabend unter Flutlicht den HSV in Grund und Boden spielen. Die schwarz-gelbe Rasselbande von Jürgen Klopp hat durch die Ankündigung des Bundestrainers, mit Hummels, Schmelzer, Großkreutz und Götze gleich vier Dortmunder Jungspunde zur Nationalmannschaft einzuladen, einen ersten Lohn für das imposante erste Saisondrittel erhalten. Das dürfte zusätzlichen Auftrieb unter die Flügel geben. Und Hamburg reist mit dem letzten Aufgebot an. Spricht alles für einen deutlichen BVB-Sieg. Aber Obacht: Der HSV spielte auch schon in Mainz den Spielverderber.

In Bremen haben Thomas Schaaf und Klaus Allofs gerade ganz andere Probleme als die wertlose Herbstmeisterschaft. Kein Europapokal, kein DFB-Pokal mehr und nach der 0:6-Klatsche in Stuttgart liegt Werder auch in der Meisterschaft mächtig neben der Spur. Da kommt Eintracht Frankfurt ganz recht. Hm. Wirklich? Die Skibbe-Elf hat sechs der letzten sieben Pflichtspiele gewonnen, davon drei auswärts. Werder hat die letzten vier Pflichtspiele in Folge vergeigt, davon zwei daheim. Horrido, Werder!

Die Zeiten, dass auf Schalke von der Herbstmeisterschaft der Herzen geträumt wurde, sind lange vorbei. Auf dem Mount Magath herrscht mittlerweile nackte Existenzangst. Da trifft es sich gut, dass die Knappen beim VfL Wolfsburg antreten müssen. Nicht nur, weil der Trainer-Manager aus dem Pott in der VW-Arena jeden Grashalm kennt, sondern, weil auch der VfL Wolfsburg derzeit aus fünf Metern keinen Lastwagen trifft. Drei der letzten vier Bundesligaspiele haben die Wölfe verloren. Logische Schlussfolgerung: eine muntere Kneipenschlägerei beim Training. Schalke hat immerhin nur eins der letzten sieben Pflichtspiele verloren, allerdings in der Liga auch nur eins der letzten fünf Spiele gewonnen. Glückauf.

Als Köln und Gladbach zum letzten Mal von irgendeinem wie auch immer gearteten Titel träumten, war das Farbfernsehen noch nicht ganz so lange erfunden. In der 1.Liga gehören die rheinischen Erzrivalen seit Jahren zu den potentiellen Abstiegskandidaten. Als hätten sie sich abgesprochen, stehen sie Seite an Seite im tiefsten Tabellenkeller und sich am Samstag zum direkten Duell gegenüber. Köln verlor fünf der letzten sieben Ligaspiele, Gladbach vier. Dafür stehen beide im Achtelfinale des DFB-Pokals. Schade, dass es dafür keine Punkte gibt. Die gibt es aber am Samstag. Aber nur für die Borussia. Ein - zugegeben - durchgeknallter Kollege tippte für Samstag 3:7. Warum eigentlich nicht?

Rücken an Rücken stehen auch der 1. FC Kaiserslautern und der VfB Stuttgart auf den Plätzen 15 und 14. Zehn Punkte aus elf Spielen sind nicht die Welt, Lautern holte sechs davon in den ersten beiden Saisonspielen, Stuttgart holte sechs davon in den letzten drei Spielen. Der Trend ist klar: Stuttgart gewann sechs der letzten sieben Pflichtspiele. Am Samstagabend sind es sieben der letzten acht.

Zum ersten Verfolger des Spitzenduos aus, nun ja, Dortmund und Mainz, hat sich mal wieder der TSV Bayer 04 Leverkusen aufgeschwungen. Die Werkself spielt in dieser Saison zwar nicht sonderlich konstant, hat aber die letzten drei Pflichtspiele allesamt gewonnen, die letzten beiden Auswärtsspiele ebenfalls. Der Aufsteiger FC St. Pauli hat die letzten drei Ligaspiele in Serie vergurkt und auf dem Kiez ohnehin erst einmal gewonnen. Klare Sache, oder?

Der 1. FSV Mainz 05 ist nicht nur zarte vier Jahre älter als Borussia Dortmund, sondern auch vier Zähler im Hintertreffen. Was das miteinander zu tun hat? Nichts. Aber gegen Hannover 96 zählt ja auch nicht, dass Mainz Tabellenzweiter ist oder bis vor einigen Wochen zu den ungeschlagenen Sensationsmannschaften der 48. Bundesligasaison gehörte. Vier der letzten fünf Pflichtspiele gingen verloren, drei in Folge, davon zwei in der Liga. Da kommt Hannover 96 gerade recht. Auch der kleine HSV aus Niedersachsen hat zweimal in Folge in der Liga versemmelt, dabei zarte acht Gegentore kassiert. Gut, das schaffen Gladbach oder Werder in einem Spiel, aber darum geht es ja an dieser Stelle gar nicht. 96 hat sogar fünf der letzten acht Ligaspiele verbaselt und sich in der Tabellenmitte eingependelt. Mainz hat ja schon die letzten beiden Heimspiele verloren, sogar zu Null. Das reicht jetzt aber mal so langsam. Schließlich wurden Holtby und Schürrle von Jogi Löw zur Nationalmannschaft eingeladen. Das dürfte zusätzlichen Auftrieb unter die Flügel geben. Der Karnevalsverein kann auch am Samstagabend schunkeln, weil endlich wieder gewonnen wurde: 2:1.

1899 Hoffenheim gegen den SC Freiburg. Hört sich in einem unbedachten Moment immer noch wie eine Zweitligapaarung an. Ist aber am 12. Spieltag der 1. Fußball-Bundesliga das Duell des aktuell Fünften aus dem Kraichgau gegen den aktuell Achten aus dem Breisgau. Die übrigens beide punktgleich mit 18 Punkten zwei Zähler vor dem FC Bayern München liegen. Das mal zum Thema Zweitligapaarung. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja: 1899 hat die letzten drei Heimspiele in Serie gewonnen, ebenso wie Freiburg. Was dem SC aber nicht hilft, schließlich hat ja Hoffenheim Heimrecht. 4:2 für 1899.

Was vergessen? Hm. Ach ja: In dem knallroten Gummiboot, das wie eine Versicherungsgruppe heißt, kommt es am Sonntagabend zum Abschluss des Spieltages zum Duell zwischen den Bayern und den Clubberern. Nürnberg hat sechs der letzten acht Pflichtspiele gewonnen, Bayern immerhin fünf - und nur einmal verloren. Wirkt wie ein Duell auf Augenhöhe - das erste für den Club seit den Zeiten, als das Farbfernsehen noch nicht ganz so lange erfunden war. Was tippt man denn da? Ganz einfach: ein zünftiges 2:2.

Montag, 8. November 2010

Fleißige Fabrik

Die runde Torfabrik.

(Foto gefunden auf
und verlinkt mit:
torfabrik.de/)
(hai) 35 Tore produzierte die Torfabrik am 11. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Seit das neue Sportgerät den Männern in kurzen Hosen und Stollenschuhen zum Spielen gereicht wurde, fallen die Tore in Hülle und Fülle. Die Spieler finden den Ball eigentlich ganz gut, den Keepern stellen sich die Nackenhaare auf. Und wie die Torfabrik das macht, weiß keiner so ganz genau.

Ein Indiz lieferte der neue Ball der Liga aber in der 5. Minute des Spiels Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München. Patrick Herrmann hatte abgezogen, es sollte wohl eine veritable Flanke werden, doch der Ball änderte einfach mal flugs die Richtung und schlug über dem verdutzten Torwart Butt im Giebel ein. Zu berechnen gibt es bei diesem "rundesten Ball aller Zeiten", wie ihn der Hersteller lobpreist, so gut wie nichts mehr. Gut für die Zuschauer, gut für den Fußball, aber nicht gut für jeden Verein, wie es scheint.

Gladbach kassierte auch beim Remis gegen die Bayern wieder drei Gegentore, wie es mittlerweile ja lieber Brauch bei der Borussia geworden zu sein scheint: 33 Gegentore. 17 Mal traf die Borussia selbst. 50 Tore in 11 Spielen - als Fußballfan sollte man ein Spiel der Borussia buchen, wenn man gerne viele Tore sieht - und einem der Sieger egal ist.

Oder ein Ticket für Werder Bremen kaufen. Nach dem 0:6 in Stuttgart hat Nationalkeeper Tim Wiese auch schon 27 Mal hinter sich greifen müssen, 19 Mal hat Werder selbst getroffen. Bei Spielen mit Beteiligung der Bremer sind insgesamt 46 Tore in 11 Spielen gefallen, auch nicht gerade wenig. Aber den Trainern gefällt das natürlich gar nicht, wenn die Abwehrreihe ihren Namen keine Ehre macht.

Trotzdem scheinen die Übungsleiter Frontzeck am Niederrhein und Schaaf an der Weser fest im Sattel zu sitzen. Die Bundesliga ist halt in dieser Saison immer für eine Überraschung gut, hier sogar für zwei. Trotzdem: Beide Teams müssen sich vor Weihnachten möglichst überzeugend am eigenen Schopf aus dem Schlamassel ziehen, sonst dürfte die Luft für die beiden Trainer trotzdem dünn werden.

Und sonst? Der BVB mischt nach dem souveränen 4:0 in Hannover die Liga auf wie weiland Mainz. 05 verlor hingegen zum dritten Mal in Folge und verliert so langsam schon den Kontakt zum Spitzenreiter: Vier Punkte sind es bereits auf Dortmund. Leverkusen, das gegen Lautern mit 3:1 gewann, folgt mit drei Punkten auf Mainz und sieben auf Dortmund vor Frankfurt mit neun Punkten Rückstand - und dann kommt ganz lange nichts. Hoffenheim, Nürnberg, Hamburg und Freiburg haben allesamt 18 Punkte und noch eins gemein: Sie liegen vor den Bayern (16 Punkte), die in der Mitte der Tabelle festgetackert zu sein scheinen, punktgleich mit Hannover im Übrigen.

Bremen (14 Punkte), Wolfsburg (13) und St. Pauli (13) - am Wochenende alle auf der Verliererseite - dümpeln im Niemandsland und dann kommen fünf prominente Kellerkinder, die allesamt weniger Punkte als Spieltage gesammelt haben. Große Namen, kleines Punktekonto, Vorhang auf: Stuttgart und Lautern (je 10), Schalke (9), Köln (8) und Gladbach (7). Das erste Drittel ist gespielt, das zweite beginnt schon am Freitag und es gibt scheinbar nichts, auf das noch Verlass ist, in dieser 48. Saison. Außer, nun ja, auf die Torfabrik.

Freitag, 5. November 2010

Himmel!

(ito) Nicola Poozo, Angreifer vom italienischen Fußball-Erstligisten Sampdoria Genua, ist wegen Gotteslästerung für ein Spiel gesperrt worden. Der Stürmer hatte am Sonntag in Cesena den blasphemischen Ausdruck "porco Dio" (soviel wie: verfluchter Gott) gebraucht und war daraufhin von der Disziplinarkommission des italienischen Fußballverbandes bestraft worden. Genua will gegen die Sperre Berufung einlegen.

Donnerstag, 4. November 2010

Markus Münch reloaded

(hai) Der 11. Spieltag der Fußball-Bundesliga beginnt mit dem reizvollen Duell zwischen dem FC Schalke 04 und Aufsteiger FC St. Pauli. Schalke kommt einfach nicht in die Spur: Noch kein einziger Heimsieg steht in der Arena zu Buche. Der FC St. Pauli hat hingegen schon dreimal auswärts gewonnen und darf sich durchaus auch etwas ausrechnen beim Gruben-, ähem Kellerkind im Pott.

Ist ja momentan die große Zeit der Bankdrücker, genauer: der ehemaligen Bankdrücker und Edel-Reservisten. In Köln macht Novakovic genauso Tore am Fließband wie in München Mario Gomez. Erstaunliches Fazit: Wer spielt, kann auch treffen. Ach so.

Die Renaissance der Knipser von der Tribüne kommt unter anderem Borussia Mönchengladbach gar nicht gelegen. Zwar treten die Bayern beim ewigen 70er-Jahre-Duell mit dem allerletzten Aufgebot an, aber sollte auch die B-Mannschaft des Rekordmeisters gegen das ebenfalls letzte Aufgebot der Fohlen einen Auswärtsdreier einfahren können. Gladbachs Trainer Frontzeck hat den Keeper gewechselt, leider aber die Mannschaft davor nicht. Klare Sache. 

Der 1. FC Köln ist heilfroh, dass der neue Trainer es geschafft hat, Podolski und Novakovic nebeneinander spielen zu lassen. Dass dies funktionieren kann, hat man lange geahnt und jetzt auch mal live und in Farbe gesehen. Und am Dom blühen schon wieder die Hoffnungen: Wer den HSV schlagen kann, der kann jeden schlagen. Nun gut, der Club ist nicht jeder, aber in Nürnberg ist der FC in der Tat nicht chancenlos.

Der HSV wäre gern da, wo 1899 Hoffenhiem zur Zeit steht: Auf dem dritten Platz, der am Ende die Quali zur Champions League bedeuten würde, was dem Selbstverständnis der Hamburger entspricht. Doch Konstanz sieht anders aus, der HSV ist momentan ein Überaschungsei. Aber 1899 ist nur drei Punkte enteilt. Sechspunktespiel!

Apropos: Der VfL Wolfsburg will endlich die untere Tabellenhälfte verlassen und am liebsten da stehen, wo derzeit Eintracht Frankfurt rangiert. Auf dem fünften Rang, der zur Europa League reichen würde, was wiederum dem Selbstverständnis der Wölfe entspricht. Frankfurt ist nur drei Punkte entfernt, aber sehr spielstark. Alles offen in Hessen.

Und bei den Rheinhessen? Mainz 05 reist zum SC Freiburg und will dem BVB nacheifern: Mit einem Sieg im Schwarzwald hätte man ebenfalls das fünfte Auswärtsspiel in Serie gewonnen. Doch mit den Serien haben es die Mainzer ja nicht so. Vielleicht sollten sie einfach gar nicht daran denken und ihr Spiel durchziehen. Dann klappt's auch mit der Serie.

Am Sonntag muss dann wieder das Trio aus der Europa League geschlossen ran. Der BVB will auch sein sechstes Auswärtsspiel in Hannover gewinnen. Nicht unwichtig könnte dabei sein, wieviel Substanz die Blagenbande aus dem Pott in Paris gelassen hat. Hannover steht immer noch blendend da, will aber Rehabilitation für das 0:4 in Hoffenheim betreiben. Könnte spannend werden.

Der TSV Bayer 04 Leverkusen, kurz auch Werkself gerufen, tritt daheim gegen den 1. FC Kaiserslautern an und - zack! - hat man als älterer Mensch sofort wieder die Bilder vor Augen, als erwachsene Männer in kurzen Hosen Arm in Arm miteinander weinten: Rudi Völler und Andreas Brehme nach dem letzten Saisonspiel 1996. Leverkusen war glücklich in der Liga geblieben, Lautern erstmals abgestiegen - und Schuld war nur ein gewisser Markus Münch. Im Hier und Jetzt ist Kaiserslautern Aufsteiger auf absteigendem Ast und Leverkusen eine junge, hochtalentierte Truppe, die sich wieder für den internationalen Wettbewerb qualifizieren will. Scheint eine klare Angelegenheit zu sein. Aber wer weiß? Denn Kaiserslautern braucht jeden Punkt.

In Stuttgart tritt der SV Werder Bremen an, der sich innerhalb nur einer Woche aus DFB-Pokal und Champions League gekümmert hat und sich jetzt - wie man so schön sagt - ganz auf die Meisterschaft konzentrieren kann. Worauf man als Tabellenelfter ja auch erst einmal kommen muss. In Stuttgart spielt man fleißig in der Europa League und dilettiert nebenbei in der Liga, wo man in einer Keller-WG mit Schalke und Gladbach auf engstem Raum haust. Eigentlich auch kein Zustand für den VfB. Aber was heißt das in dieser unkonventionellen Saison 2010/2011 schon? Eben.

(Foto des schönsten Fußballplatzes des Helgolandes: Hacky Wimmer)

Montag, 1. November 2010

Feuerlöscher gesucht

(teo) Nach dem zehnten Spieltag der Fußball-Bundesliga hat sich die Zahl der Nebenkriegsschauplätze nicht nennenswert verringert. In München hat die Abteilung Attacke sich einfach mal - und das ist neu - ein Ziel in den eigenen Reihen gesucht. Uli Hoeneß kritisiert den Tulpengeneral Louis van Gaal in einer Art und Weise, dass man geneigt ist, nach dem Sinn zu fragen. Zeitpunkt und Worte sind jedenfalls alles andere als glücklich gewählt. Aber das war Uli Hoeneß eigentlich immer schon herzlich wurscht.

Trotz des holprigen 4:2 gegen Freiburg liegen die Bayern im Niemandsland der Tabelle und satte zehn respektive neun Punkte auf Mainz und Dortmund hinter der Spitze. Aber auf Rang 3, den derzeit starke Hoffenheimer belegen, sind es nur noch drei Punkte. Da ist also gerade der Kontakt zur Spitze wiederhergestellt und dann faltet der neue Präsident den alten Trainer zusammen. Vor Fernsehkameras und nicht intern, wo es diese Gespräche offenbar schon - fruchtlos - gegeben zu haben scheint. Jetzt fällt auch noch Olic ein halbes Jahr aus, keine Frage, beim Rekordmeister brennt im November schon der Baum.

Auf Schalke liegt an der Stelle, wo bei anderen Vereinen der Baum steht, längst ein Häufchen Asche. Zehn Spiele, zehn Tore, siebzehn Gegentore, sechs Punkte und sechs Niederlagen - diese Bilanz klingt nicht nach Champions League, sondern nach Abstiegskampf.

Da steckt auch der VfB Stuttgart, der sich ebenfalls noch in drei Wettbewerben aufreiben darf. Die Schwaben sind der einzige Erstligist, der sieben seiner zehn Versuche ohne Punkt beendet hat. Stuttgart hat bereits den Trainer gewechselt und 16 Tore geschossen, davon alleine sieben gegen Borussia Mönchengladbach, das sich beharrlich weigert, den seltsam phlegmatischen Trainer zu entlassen.

Die Borussia hat 14 Tore geschossen, davon gleich sechs in nur einem Spiel gegen Bayer Leverkusen, wo es nicht zufällig den einzigen Sieg zu bejubeln galt. 30 Gegentore in zehn Spielen ergeben einen sauberen Dreier-Schnitt. In den nächsten vier Spielen geht es gegen den FC Bayern (H), Köln (A), Mainz (H) und Dortmund (A). Hat die Borussia dann immer noch lediglich sechs Punkte auf dem Konto, werden die Liebesschwüre von Maxi Eberl wohl leiser klingen. Und wer glaubt eigentlich, dass Gladbach in dieser jämmerlichen Verfassung auch nur ein Pünktchen aus diesen Spielen holen kann? Eben.

Dortmund befindet sich hingegen in bestechender Form. Auch in Mainz hatte der BVB den, wie Jürgen Klopp sagen würde, besseren Plan und gewann souverän mit 2:0 beim bisherigen Überraschungsspitzenreiter und steht nun wieder selbst ganz oben. Von einem möglichen Titel wollen die Dortmunder nichts hören. Wie üblich. Doch in dieser Form - der BVB gewann beispielsweise alle fünf Auswärtsspiele - ist der BVB ein ernstzunehmender Kandidat, keine Frage.

Der 1.FC Köln ist der zweite Verein, der bereits seinen Trainer gewechselt hat. Frank Schaefer scheint seine Mannschaft auf Kurs gebracht zu haben. Gegen den HSV wurde gewonnen, die Rote Laterne an den Erzrivalen nach Gladbach weiter gereicht. Eitel Sonnenschein auf der Domplatte.

Hannover verlor in Hoffenheim hoch, Werder versemmelte das Heimspiel gegen Nürnberg und Frankfurt gewinnt mit seinem Torjäger Gekas auch immer öfter, diesmal auf dem Kiez. Kaiserslautern schlug Gladbach hoch und Wolfsburg ist wieder in der Spur. Die Liga lebt.

(Foto gefunden auf und verlinkt mit: wiki.feuerwache.net/)