Freitag, 11. Februar 2011

Angst essen Seele auf

Der 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga überzeugt mit der Tatsache, dass gleich sechs Spiele zur einzig wahren Bundesliga-Anstoßzeit am Samstag um 15.30 Uhr angepfiffen werden. Denkt man sich aus den anderen drei Spielen dann noch Borussia Dortmund und Werder Bremen dazu, wären alle relevanten Mannschaften am Start. Naja, man kann nicht alles haben - außer am 33. und 34. Spieltag, wenn alle Spiele zeitgleich am Samstagnachmittag ausgetragen werden.

Beim FC Bayern München ist die große Zeit des "Miro d'Italia" (11 Freunde) leider schon wieder vorbei. Andere empfehlen sich durch starke Leistungen im Vereinsleibchen für die Nationalelf, bei Klose ist andersrum: Im weißen Dress des deutschen Teams blüht der Mittelstürmer kurz auf, bei den Bayern versauert er dann wieder hinter Mario Gomez auf der Bank, wo er wohl auch den Rest seines im Sommer auslaufenden Vertrages absitzen wird. Unser Tipp: Lappen drunter und unterschreiben lassen! Miro Klose hat sicher noch zwei, drei gute Jahre vor sich und kann so manchem maroden Erst- oder meinetwegen auch aufstrebenden Zweitligisten zum Erfolg verhelfen. Für 12 - 15 Tore und 8 - 10 Assists ist er immer gut. Also: Sparschweine raus und zusammenwerfen. Was vergessen? Stimmt: Der FC Bayern spielt zu Hause im knallroten Gummiboot gegen 1899 Hoffenheim. Luis Gustavo gegen David Alaba. Bayern 2, Hoffenheim 1. 

Felix Magath spielt Schalke 2.0: Der Trainermanagervorstand ist jetzt mit seiner eigenen Seite bei Facebook angetreten, um sich endlich den Fans zu stellen. In drei Tagen hatte Magath bereits über 15.000 "Gefällt mir" gesammelt. Vielleicht kann Bernd Hollerbach das Training ganz übernehmen, während der ehemalige "Magier" die Posts austrägt? Schlimmer kann's ja nicht werden. Und dann auch noch ein Heimspiel. Ausgerechnet! Und ausgerechnet gegen Freiburg, die sich auswärts gerne tummeln, weil sie dann das Spiel nicht selbst machen müssen. Dumm nur, dass Schalke auch so spielt und zwar immer. Wir sind gespannt, wie sich das auf die Partie in der Arena, die so heißt wie ein Sauerländer Bier, auswirken wird. Schalke 1, Freiburg 2.

Der VfB Stuttgart hat mit dem 3:2 in Gladbach einen Big Point gewonnen. Allerdings war die Leistung der Schwaben lediglich 40 Minuten lang, sagen wir mal, ganz okay. Zu Hause gegen den 1. FC Nürnberg spielt der VfB nicht nur gegen das ausgeliehene Riesentalent mit dem wunderbaren Namen Schieber, sondern auch gegen die eigene Angst: Der Abstieg ist immer noch greifbar nah und die eigene Leistungskurve gleicht einem veritablem Vorhofflimmern. Stuttgart 0, Nürnberg 1.

Endlich mal wieder ein Nordderby! Der VfL Wolfsburg - interessiert eigentlich noch irgendjemand, dass die VW-Werkself noch vor etwa 600 Tagen den Meistertitel 2009 holte? - erwartet den Hamburger SV. Ob sich Ruud van Nistelrooy wirklich anständig aus der Liga verabschieden wird, bleibt abzuwarten - ist aber anzunehmen, weil der Holländer eigentlich ein feiner Kerl ist und kein Demba Ba. Für die Volkswagen ist es das erste Pflichtspiel unter Cheftrainer Litti, der sich jetzt siezen lässt. Herr Litti wird gegen den HSV mit Diego freiwillig auf seinen regulär Kreativsten verzichten. Könnte teuer werden. Wenn es in die Buxe geht. Der HSV liegt in Rufweite zum letzten Europapokalplatz, den zur Zeit ein gewisser FC Bayern München belegt. Was steht zu erwarten? Wolfsburg 0, HSV 0.

In Frankfurt hat Trainer Skibbe gerade Ionannis Amanatidis ausgebootet. Aber er hat ihn bislang ja kaum gebraucht und er wird ihn auch jetzt nicht doll vermissen. Zumindest, wenn sein Landsmann Theofanis Gekas mal wieder trifft. Der Top-Torjäger hat sich zuletzt eine kleine Pause zum Rückrundenstart gegönnt, ist aber eigentlich mal wieder dran. Zumal es gegen einen seiner zahlreichen Ex-Klubs geht: Bayer 04 Leverkusen kommt. Und die spielen eigentlich liebend gerne auswärts. Nicht umsonst ist die Truppe des ältesten Trainers der Liga nach dem BVB die erfolgreichste Gastmannschaft. Tut das was zur Sache? Ja. Frankfurt 2 - Leverkusen 3.

"Angst essen Seele auf" hieß ein Film von Rainer Werner Fassbinder. "Angst essen Seele auf" war in der letzten Woche von 18.30 - 20.15 Uhr auf Großleinwand im Borussia-Park in Mönchengladbach zu sehen. In den Hauptrollen in den ersten 45 Minuten: ängstliche Schwaben und in der zweiten Halbzeit: kopflose Rheinländer. Aus 2:0 mach 2:3 - viele vermeintliche Experten und Cineasten meinten hernach einen Psycho-Knacks bei den Ex-Fohlen diagnostizieren zu können. Gladbach liegt aber bei einem sorgfältigen Blick auf die Tabelle immer noch "nur" sechs Punkte vom Relegationsplatz und gleichzeitig auch vom rettenden Ufer entfernt. Das ist bei 13 ausstehenden Spielen eigentlich nicht die Welt. Und: Stuttgart, Köln, St. Pauli, Kaiserslautern, Wolfbsurg und sogar Bremen sind augenblicklich sicher nicht wesentlich stärker als Gladbach, wenn überhaupt. Allerdings sollte man dann auch mal gegen einen dieser Gegner gewinnen. Sagen wir mal gegen St. Pauli, gegen die schon das Hinspiel in die Hose ging. Dumm nur, dass mit Dante (gelb/rot), Brouwers (Grippe) und Reus (Muskelfaserriss) gleich drei Stammspieler mal wieder ausfallen. Gladbach gewann zuletzt zweimal sehr glücklich mit 1:0 in der Fremde. St. Pauli 3, Borussia 0.

Der Deutsche Meister 2011 tritt zum Topspiel am Samstagabend auf dem einst gefürchteten Betzenberg an. Schon das Hinspiel gewann Dortmund mit 5:0. Die fünf Jung-Nationalspieler des BVB saßen beim Länderspiel gegen Italien einträchtig auf der Bank, ehe sie ein paar Minuten Länderspielluft im Adler-Trikot schnuppern durften. Die aktive Regeneration im Camp Löw hat funktioniert: Lautern 0, Dortmund 4.

Am Sonntag ist Karnevalsgipfel in Köln: Der FC spielt nach seinem Überraschungs-Coup gegen die Bayern schon wieder zu Hause, diesmal gegen Mainz 05. Und so ist das halt mit Feiertagen: Sie sind selten. Köln 1, Mainz 2.

Was vergessen? Ach ja: Endlich wieder ein Nordgipfel! Im Weserstadion spielt Werder gegen Hannover 96 und zittert sich weiter durch die Saison. Der Tabellendreizehnte mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz erwartet den Vierten mit Kontakt zur Spitze - oft gehört, aber trotzdem noch erstaunlich: Das Kellerkind ist Werder, und 96 will allen Ernstes im nächsten Jahr europäisch spielen. Wenn Bremen seine Nerven in den Griff bekommt (ein Mental-Coach hat ja seine Arbeit an der Weser längst aufgenommen), ist da was drin. Bremen 2, Hannover 4.

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