Montag, 15. April 2013

Erfolg wird total überbewertet

(teo) Es ist wie so oft, wenn die Luft raus ist. Und die Lust einfach mitgegangen ist. Auf einmal ist die Leichtigkeit wieder da. Auf einmal können Berufsfußballer wieder mit dem Ball umgehen. Und der Kopf ist seltsam frei und unbeschwert. Hätte ich persönlich von der Spielvereinigung Greuther Fürth erwartet, die im Aufstiegsjahr bekanntlich recht begeisternd Fußball spielte, sich dann so unbändig auf die allererste Bundesligasaison freute, nur um dann auf den Spuren von Tasmania Berlin Woche für Woche verhauen zu werden. 


(Foto (c): Thomas Ottensmann)
Der Abstieg ist seit Weihnachten eigentlich absehbar, steht rechnerisch lustigerweise aber immer noch nicht fest, weil alle anderen Mitbewerber um die Zweitklassigkeit sich ja auch nicht gerade besondere Meriten im Punktesammeln erworben haben. Die Spielvereinigung, die noch lustigererweise ein Kleeblatt im Vereinswappen spazierenträgt, verliert schon mal unglücklich, mal mit Pech und dann wieder deftig und hochverdient. Wie zuletzt, als der BVB im Trainingskick schon zur Halbzeit mit 5:0 führte. Vielleicht wollte die SpVgg einfach zu verbissen den ersten Bundesligaheimsieg im 15. Anlauf? Man weiß es ja nicht. 

Wie es auch gehen kann, zeigt gerade 1899 Hoffenheim. Der Trainer sagt, man wolle überzeugenden Fußball zeigen und sich als Mannschaft das Selbstvertrauen zurückholen. Schaffe man dabei - quasi als schöne Zugabe - sogar den Klassenerhalt, dann sei das ganz nett, aber nicht zwingend notwendig. Das ist recht originell, zumal bei einem näheren Blick auf die Tabelle: Drei Punkte und zwei Tore fehlen 1899 bis zum Relegationsplatz. Sechs Punkte und neun Zähler zum rettenden Ufer. Aber die TSG kann es sich natürlich auch erlauben, den Lerneffekt Abstieg und Wiederaufstieg billigend in Kauf zu nehmen. 

Andere Klubs brauchen da Jahre, um sich nach einem Abstieg wieder zu erholen - oder drohen an den Mindereinnahmen bei nahezu gleichbleibenden Kaderkosten pleite zu gehen (vgl. Bielefeld, Aachen, Duisburg und aktuell: Bochum). In Hoffenheim heißt es nach Monaten der Verzweiflung und Verwirrung: Erfolg ist ganz nett, aber nicht nötig. Hauptsache: schön anzusehen und ernsthaft engagiert. So einen Umbruch muss man sich zwar wirklich erst mal leisten können, sich aber gleichzeitig auch erst mal trauen, das in unserer Leistungsliga so offensiv wie lapidar zu formulieren. Aber hat funktioniert: Seitdem der Druck komplett rausgenommen wurde, zeigt der teure Kader aus dem Kraichgau, was wirklich in ihm steckt. 

Zwei engagierte Leistungen, vier Punkte, die gut und gerne auch sechs hätten sein können. Bremen, Düsseldorf und Augsburg sollten auf der Hut sein. Da geht noch was. Muss natürlich nicht. Könnte aber. Zur Not. Denn Erfolg wird ja in der Bundesliga unterm Strich letztlich doch nicht überbewertet.

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