Montag, 12. März 2012

Großzügige Abgabe von Körperflüssigkeit

(teo) Neun noch. Neun Spiele, mal drei, macht 27 Punkte. Mit der Maximalausbeute von 78 Punkten wird der FC Bayern also doch noch Deutscher Meister. Dumm nur, dass der BVB ja auf 83 Punkte kommt. Und so Deutscher Meister wird. Gladbach wird mit 75 Punkten Dritter und Schalke mit 74 Punkten abgeschlagen Vierter. Jetzt spielen Gladbach und Schalke ja nicht mehr gegeneinander, was vor allem die 

Neunmal werden wir noch wach,
heißa, dann ist 5. Mai.


(Handy-Fotto (c): Thomas Ottensmann)
knappen Knappen nach der letzten 0:3-Lehrstunde ganz gut finden dürften.

Und auch die Bayern müssen in der Liga nicht mehr gegen Gladbach ran, was die Bayern nach der letzten 1:3-Lehrstunde ganz gut finden dürften. Und die Fohlen seit dem "massiven Hänger" (Süddeutsche Zeitung) der letzten drei Spiele irgendwie auch. 



Zu dieser fiktiven Konstellation an der Tabellenspitze wird es aber nicht kommen, denn der BVB erwartet noch den FC Bayern und Gladbach zu Hause. Was Gladbach kaum und der FC Bayern nur bedingt gut findet. Wer wird also Deutscher Meister? Nur der BVB. 


Dortmund lässt zwar nach 88 gewonnenen Spielen in Folge schon mal zwei Punkte im bayerischen Schwabenland liegen, wird sich aber die Butter nicht mehr vom Graubrot nehmen lassen. Die Bayern, also Uli Hoeneß, meinen nach dem 7:1 gegen SAP aber auf einmal wieder, ihren 54. Titel doch noch gewinnen zu können und selbst Schalke meint auch allen Ernstes, noch Platz 3 erreichen zu können - und zwar länger als für vier Minuten. 


Und Gladbach? Ach, Gladbach! Seit 40 Punkte und das Saisonziel (34 weitere Spiele in der 1. Bundesliga) erreicht sind, ist auf einmal ein veritabler Wurm drin. Die Liga hat sich auf die Fohlen eingestellt, was nach etwas über 30 Spielen unter Lucien Favre jetzt auch nicht direkt verwunderlich ist. Und in Gladbach freut man sich seltsamerweise nicht auf das kommende Spiel in Leverkusen, wo es in der letzten Saison zwar ein rauschendes 6:2-Fest gab, das aber seltsamerweise hernach als auslösendes Moment einer Beinahe-Katastrophe galt. Und jetzt ausgerechnet dieses Spiel vor der Brust! Wo Lewwerkusen doch mit dem 1:7 von Barzelona und dem 2:3 bei VW in bedauernswerter Verfassung daherkommt. Aber in Gladbach sucht man verzweifelt selbst die Spur. Und möchte nun plötzlich doch unbedingt in die Champagner-Liga, obwohl am Niederrhein viel lieber zum obergärigen Dunkelbier gegriffen wird.


Aber solcherlei Sperenzchen können dem Rest der Liga ja schlichtweg egal sein. Denn es geht auch ohne Form: Bremen war gegen Hannover hoffnungslos unterlegen und gewann 3:0. Schalke war gegen den HSV in der Anfangsphase hoffnungslos unterlegen und gewann 3:1. Sos Fusball. Mehr noch: Die Torfabrik des VfB Stuttgart kann gegen Lautern nicht gewinnen und keiner weiß, warum. Gladbach schafft es nach den Punktverlusten gegen den HSV und der Schlappe in Nürnberg auch zuhause gegen Freiburg nicht zu gewinnen und holt lediglich zwei von neun möglichen Punkten. Sos Bundessliga. 


Köln gewinnt rauschhaft und etwas unverdient gegen Otto Rehhagel und entlässt dann im Überschwang der Gefühle den letzten Leistungsträger der sportlichen Führung. So geht's doch auch! In der Augsburger Puppenkiste ist scheinbar doch noch Energie für eine weitere Bundesligasaison und in Mainz spendierte Manager Heidel dem zurückgekehrten Messi(as) Zidan für das sechste Tor im sechsten Spiel einen Einkaufswagen voller Windeln. Warum nicht? Autos hat der kleine Ägypter ja genug.


Sonst noch? In Bremen ohrfeigt der peruanische Piza-Express seinen österreichischen Gegenspieler, bleibt auf dem Platz und ist danach dann Wegbereiter für den erstaunlichen Sieg. In Köln wehrt sich der Prinz gegen seltsame Liebesbekundungen des Berliner Kapitäns und sieht dafür die rote Karte. Fair geht eben vor. Und wenn es nur der Gang unter die Dusche ist. 


Die zahlreichen "Modefouls" (Süddeutsche Zeitung) mit anschließend großzügiger Abgabe von Körperflüssigkeit blieben dagegen mitunter ungeahndet. Gesichtsverletzungen, Turbane und Maskenmänner sind längst in der Mitte der Liga angekommen. Schon rätseln die Wissenschaftler, warum das so ist. Sagen wir es mal so: Solange die Männer in Gelb (und damit ist jetzt ausnahmsweise nicht die Rasselbande des Oberpöhlers von Dortmund gemeint) den Einsatz von ausgefahrenen Ellenbogen nicht als Foul werten und dann auch entsprechend ahnden, kann sich diese neue Mode in blutrot wohl durchsetzen. 


Was bleibt, ist die Sehnsucht nach 27 Punkten aus den letzten neun Spielen. Dabei gibt es Klubs, die würden sich schon mal wieder über ein Tor freuen. Sagen wir mal Lautern. Oder Gladbach. Neun Spiele also noch. Und was wird? "Die Leute gehen deshalb zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie's ausgeht", hat Sepp Herberger mal gesagt. Kluger Mann. 

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