Freitag, 27. April 2012

Wichtige Punkte im Kampf um nichts

(teo) So. Hefte raus, Test! Was haben wir in dieser Woche gelernt? Lektion I: Wer 82 Prozent Ballbesitz hat, gewinnt das Spiel noch lange nicht. Vor allem, wenn es zwei sind. Lektion II: Im Elfmeterschießen gewinnen die Deutschen auch dann, wenn sie nicht treffen. Lektion III: Herztropfen gibt es in der Apotheke. Aber Thema verfehlt. Schließlich geht es an dieser Stelle um den 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga, an dem endlich wieder alle Spiele 
Ohne Netz und doppelten Boden.

(Foto (c): Thomas Ottensmann)
am Samstag zur Bundesliga-Anstoßzeit um 15Uhr30 ausgetragen werden. Also: Eimer und Schwamm raus, Autoradio volle Pulle und Wagen waschen. 


Die Liga in der Konferenzschaltung: Am Betzenberg, der längst zwei bürgerliche Vornamen trägt, ist Sommer. Doch die Region weint: dem Fritz sein Wetter! Aber Kaiserslautern steigt trotzdem ab. Schon wieder. Und dann kommt auch noch der Deutsche Dauermeister zum Huldigungsspiel. Beim BVB nur zwei unter der 0,5 Promillegrenze: Torwarttrainer Teddy de Beer und Busfahrer Christian Schulz. Reicht. FCK - BVB 0:4


Endlich wieder ein Nordderby: VW empfängt Werder Bremen. Beide auf Abschiedstour. Europa ist nur noch mit dem Fernglas aus dem Zonenrandgebiet zu sehen. Und an der Weser stellt man sich auf magere Jahre ein. Lediglich Klaus Allofs hat ein paar Pfund zugelegt. Muss Kummerspeck sein. Alle wollen weg. Nur Thomas Schaaf nicht. Klaus Allofs denkt jetzt oft an Fortuna Düsseldorf. Und muss dann immer schlimm weinen. Egal. Fußball. Die Liga. Wichtige Punkte im Kampf um nichts. VW - Werder 4:3


Ein Hauch von Europa liegt über den UEFA-Cup-Duell zwischen dem TSV Bayer 04 Leverkusen und Hannover 96. Der Sechste gegen den Siebten! Nur drei Punkte voneinander getrennt. Ein Sechspunktespiel! Beide spielen konstant. Mal so. Mal so. Prickelnd. Bayer - 96 1:1


Der wahre HSV spielt in der Bundesliga. Immer schon. Immer noch. Und ewig. Währt bekanntlich am längsten. Der Dino braucht noch einen Zähler, um seinen Neun-Tore-Vorsprung zu verteidigen und das Relegationsspiel gegen den FC St. Pauli zu vermeiden. Im Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 ist das im Bereich des Möglichen. Der Karnevalsverein mit dem neuen Motto "Forever Tuchel" kann allerdings befreit aufspielen. Klasse gesichert, alles im Lack. Denn man tau. HSV - FSV 1:3


Bei SAP herrscht Kurzarbeit. Zumindest in der Betriebssportgemeinschaft von 1899. Gähnende Langeweile, durchschnittliches Gekicke, lustloses Rumstehen und dann auf einmal kurzfristige Betriebsamkeit, die entfernt sogar an Profifußball erinnert. Im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg will die TSG den einstelligen Tabellenplatz festigen. Die Clubberer sind sicher in der Klasse und wollen jetzt mehr. Sagen wir mal einen einstelligen Tabellenplatz. SAP ist nur zwei Punkte voraus. Da geht noch was. 1899 - FCN 0:2


Beim FC Bayern München rauchten in der Nacht von Mittwoch auf Freitag sogar die Nichtraucher. Zigarre, wie sich das für gestandene Finalspieler wie Lahm, Müller und Schweinsteiger gehört. Hermann Gerland ließ die Hüften kreisen. Jupp Heynckes lächelte in sich hinein. Aber Samstag ist Samstag ist Samstag. Und die Bundesliga ruft. Uli Hoeneß hält sich die Ohren zu. Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Früher große Spiele. Rivalität. Schwaben, Bayern, alles dabei. Heute: Alltag. Grau. Schnöde. Kein Mammon im Spiel. Bayern läuft mit der Regionalligamannschaft auf, verstärkt durch Butt und Olic, der bekanntlich zu VW exportiert und deshalb vor dem Anpfiff mit einem Edelweiss-Strauß und einer Bierdusche (alkoholfreies Weizenbier, isotonisch!) verabschiedet wird. FCB - VfB 1:2


Im Schwarzwald haben sie zu den Feierlichkeiten des Tages die Sonne angeknipst. Zu den ersten Gratulanten der Motto-Party "Sieben auf einen Streich" kommt der 1. FC Köln, der sich mal anschauen will, wie sich Sebastian Freis im Breisgau so macht. Und warum er im Dress des SC jetzt das tut, was er in Köln strikt verweigerte: Tore schießen. macht gegen den Ex-Klub ja doppelt Spaß. SC - FC 7:0, dreimal Freis.


In Gladbach steht Max Eberl einsam am Flipchart und studiert die Zahlenreihen. Die 23 mit sechs Nullen ist zu knacken. Wir gucken nächste Woche noch mal, wie weit er bei der Gleichung mit drei Unbekannten ist und ob er nach X auflösen kann. Dante, Reus und Neustätter bekommen Blumen, einen feuchten Händedruck und ein paar Choräle aus der Nordkurve. Die Fohlen berauschen sich noch mal an sich selbst, die Fans schwelgen wehmütig in "Borussia Barcelona"-Lobeshymnen und vergessen dabei, dass der FC Augsburg mit vielen ehemaligen Rautenträgern ja noch Punkte braucht. Um nicht diese fiesen Relegationsspiele machen zu müssen. Gladbach muss nix, will aber. Borussia - FCA 2:3


Auf Schalke fließen Tränen. Der Senor geht. Die Liga schneuzt sich. Kaum ist ein Weltstar da, geht er schon wieder. Ja, das Leben ist ein Drama. Dem Rahmen angemessen schicken die Sky-Macher eine Opfergabe in die Turnhalle. Der einzige Hauptstadtklub Europas, der wie keiner spielt. Hertha kann alles. Hochdeutsch und gegen Kaiserslautern zuhause verlieren. Nur mit Fußball tut sich die alte Tante zuweilen schwer. Bitteschön, Senor Raúl González Blanco. S04 - Hertha 6:0, viermal Raúl.

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