(teo) Am 17. Spieltag der Fußball-Bundesliga raufen sich die Macher des Bezahlfernsehens die wenigen grauen Haare. Es geht um - Überraschung! - das Topspiel am Samstagabend. Schwierige Kiste in dieser Woche. Weil: Der 17. Spieltag in der Fußball-Bundesliga bietet nur dürftige Hausmannskost, wie man so gerne sagt und so ungern hört. Aber Schmalhans ist Küchenmeister in diesem Hungerwinter. Da beißt die Maus keinen Faden ab! Keine Leckerbissen, keine Schmankerl. Noch nicht mal Gnocchi. Nur Graupensuppe. Die Liga ist nach dieser wunderbaren Länderspielpause mit den erregenden Unentschieden in wilden Osten und phänomenalen Siegen gegen Erz-Rivalen aus dem Nachbarland nun wieder mittig im büroteppichgrauen Alltag angekommen. Ein Wochenende wie ein stierer Blick.
Machen wir es kurz. Am Freitagabend treffen sich der 1.FC Kaiserslautern und der TSV Bayer 04 Leverkusen zum müden Flutlichtspiel auf dem Betzenberg, der längst wie zwei männliche Vornamen mit fünf Buchstaben heißt. In den Siebziger Jahren gab es ja nicht nur diese "Ich bin Energiesparer"-Aufkleber mit schwarz-rot-goldener Umrandung. Sondern auch die Litfaß-Säulen-Werbung eines Raffinerie-Zubehör-Lieferanten mit dem wunderbaren Slogan "Ich bin zwei Öltanks." Nun also der Betze. Und der Berg ruft: "Ich bin zwei Vornamen." Pause. So, ich habe die Tabletten abgesetzt. Wo waren wir? Ach so. Müder Kick, trübes Ergebnis: Lautern 0, Leverkusen 0
Das Spannendste an der Begegnung FC Schalke 04 gegen den 1.FC Nürnberg am Samstag um 15.30 Uhr ist das Treffen der befreundeten Fanclubs vor dem Schalker Stadion, das längst wie ein verblichener Fernsehsender heißt und in Wirklichkeit - wer wüsste es nicht - eine etwas größere Turnhalle mit Naturgrasboden ist. Bei diesen Treffen werden dann zünftig und wortreich Badges, Sticker und Stricklieseln (Schals!) ausgetauscht und von den guten alten Zeiten (Max Merkel!, der Meisterabsteiger!, Charlie Neumann!, die Vier-Minuten-Meisterschaft!) geplaudert. Das waren aber auch noch Tage! Beide Vereine dominierten den deutschen Fußball nach Belieben und galten als auf Jahre hinaus unschlagbar. Wie lange das her ist, sieht man an den Dokumenten. Die Bilder konnten schon laufen, aber die Zeitlupe war noch ein Vergrößerungsglas für die Taschenuhr. Vor 50, 60, 70 Jahren waren Nürnberg und Schalke Serienmeister. Heute, nun ja, sind sie das nicht mehr. Nur soviel: Achtet mal auf die Trikots und zählt die goldenen Sterne über dem Wappen. So. Tschulligung, bisschen verplaudert. Heute also sind die Clubberer und die Knappen im modernen Fußball angekommen. Was heißt das aber für dieses verkappte Testspiel um Punkte am Samstag? Sagt ihr es mir. Schalke 0, Nürnberg 0
Freiburg gegen Hertha BSC ist so prickelnd wie ein Schoppen zwei Tage offen stehender alkoholfreier Kellergeister. Apropos Kellergeister: Freiburg kämpft gegen die Abstiegsgespenster, die sie riefen. Hertha pendelt zwischen Hauptstadt-Arroganz und Aufsteiger-Devotion, Freiburg zwischen Erfolg (Cissé trifft) und Misserfolg (Cissé schmollt). SCF 0, Hertha 0.
Köln gegen Mainz, am Elften (Monat) im Elften (Jahr des Jahrtausends). Lustig. Die einzige Frage, die sich bei dieser ersten großen Narren-Party in der Stadt mit der großen Kirche und dem abwanderungslustigen Prinzen stellt: Kann der Schiri bitte endlich abpfeifen, damit ich wieder aufs Sofa darf? Ein Spiel, wie es singt und lacht. Und wo Berge rufen, da können Spiele auch sprechen. Hört, hört: Wir sind nur zwei Karnevalsvereine. Und die Zuschauer antworten: Aufhören, aufhören. Sehr gern. Köln 0, Mainz 0
So das wars.
Wie, was vergessen? Echt? Hm. Kam mir vor wie ne komplette Englische Woche. Nun gut. Wolfsburg gegen Hannover 96. Nun schlecht. Fällt mir nix zu ein. Außer vielleicht: Zwei Traditionsvereine! Und höchstens: Endlich mal wieder ein Nord-Derby! Spannend. Wolfsburg 0, Hannover 0
In Gladbach munkeln sie ja, dass sie den Marco Reus vor Länderspielen immer eigens nach dem Training auf das Stadiondach des Borussia-Parks beordern, mit nem Rätselheft. 90 Minuten Sudoku und Schwedenrätsel. Vorher muss er dann immer seine verschwitzten Sachen ausziehen. Wenn er dann in die Kabine kommt, sind die Kollegen längst weg und es gibt kein heißes Wasser mehr. Bei der Nationalmannschaft wird er dann immer wieder mühsam aufgepäppelt, bekommt heiße Milch mit Honig und verbringt die Zeit mit der Playstation und dem iPod im überheizten Hotelzimmer, wenn die anderen kicken. Doch der Wahnsinn hat Methode: So werden nicht noch mehr Vereine auf das schmale Hemd aufmerksam. Und so muss der Iro mit Seitenscheitel nicht weitere Heerscharen von Beratern und andere Schmierlappen abwimmeln. Pferde haben wenigstens Schwänze, mit denen sie höchst wirksam die Fliegen abwimmeln. Und der Marco? Der nicht. Und der schießt auch nicht jeden Samstag zwei Tore. Wäre ja noch schöner. Der Pizarro übigens auch nicht. Duell des Dritten gegen den Vierten? Gähn. Gladbach 0 Werder 0
Zwei Sonntagsspiele, im Rahmen der Chronistenpflicht noch kurz gelistet:
VfB Stuttgart - FC Augsburg (Schwaben-Derby! Hammer!) 0:0
Hamburger SV - TSG 1899 Hoffenheim (Stani ist da immer noch Trainer) 0:0
Wie mir soeben aus der Redaktion mitgeteilt wird, haben sich die entscheidenden Entscheider in der Sky-Zentrale bei München entschieden. Grün-Weißer Rauch sei aufgestiegen, das melden übereinstimmend die internationalen Korrespondenten. CNN wittert eine Sensation, Al Jazira Morgenluft. n-TV sendet Brückensprengungen und wie ein kleiner, weißer Hund erbarmungslos von bis an die verspiegelten Sonnenbrillen bewaffneten Motorradpolizisten gejagt wird. Da kommt das Telex mit der Bestätigung:
"Das Topspiel am Samstagabend tragen am 17. Spieltag der Fußball-Bundesliga dem Vernehmen aus der Sky-Zentrale in München nach diese Mannschaften aus: Ein Verein, der sich in einigen diasporischen Enklaven Norditaliens einer gewissen verklemmten Beliebtheit erfreut und ein Vielvölker-Folklore-Treff aus dem Kohlenpott, der unter einer seltenen Farbstörung, einer sogenannten kollektiven Colorverirrung leidet. Nach übereinstimmenden Agenturmeldungen habe beide Clubs deshalb den Zuschlag bekommen, weil sie, Zitat "mehr Modefans haben als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Zeiten von fifa (c) Fussball Weltmeisterschaften (TM)." Zitat Ende. Bundesliga, ein Wintermärchen.
Nach bestätigten Medienberichten soll es sich danach um das Punktspiel zwischen dem FC Bayern München und dem Deutschen Meister (nur der BVB!) handeln. Andere sprechen vom amtierenden Titelträger, der zur Isar reist, wo im Übrigen überhaupt kein Fußballplatz liegt, schon mal gar kein Stadion. In der Arena, die schon immer so hieß wie eine kommerzielle Vereinigung, die mit Verheißungen Geld macht. Und die heute mal so leuchtet und morgen mal so. So. Da kommt die Bestätigung: Das Topspiel am Samstagabend heißt FC Bayern München e.V. gegen BV Borussia Dortmund 09 KGaA. Und da sind noch die aktuellen Wettquoten: Bayern 0, BVB 0
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