Samstag, 26. November 2011

Feuerwehr in Grün

(teo) Gemeinhin ist ein Feuerwehreinsatz unter anderem maßgeblich daran zu erkennen, dass die Signalfarbe Rot eine nicht untergeordnete Rolle spielt. Am Samstag trug die Feuerwehr (Motto: Retten, schützen, bergen) grün.

Immer doof, 1080 Kilometer
zu fahren und ohne
Punkte wieder nach
Hause zu müssen.

(Handy-Fotto:
Thomas Ottensmann)
Zur Verwunderung der recht wenigen, exakt 5437 Zuschauer (Revierderby Dortmund - Schalke, Weihnachtsmarkt, nasskalte Witterung) im Stadion an der Hammer Straße brauchten die Preußen zarte 24 Sekunden um gegen den Aufstiegsaspiranten aus dem 540 Kilometer entfernten Heidenheim in Führung zu gehen. Um das Spiel dann mit einem überraschend offensiven 4-4-2 zu dominieren.

Preußen-Coach Marc Fascher, der ob der angespannten Personallage im SCP-Lazarett noch auf der freitäglichen Pressekonferenz damit geliebäugelt hatte, noch vor dem Kick gegen Heidenheim "in den Winterurlaub zu gehen",  übertölpelte mit dieser ungewohnt offensiven Ausrichtung des Aufsteigers auch den Gästetrainer Frank Schmidt, der offenbar von gewohnt tief stehenden Preußen ausgegangen war. Doch der SCP machte vor allem in der bärenstarken ersten Viertelstunde mächtig Dampf.

Dabei taten sich vor allem Björn Kluft, der Kreativkopf im Mittelfeld, und Patrick Huckle, die "Lok auf zwei Beinen", auf der linken Abwehrseite hervor. Doch damit nicht genug: Aus einer vor allem vor dem Wechsel starken SCP-Elf verdiente sich Patrick Kirsch als umsichtiger Abwehrchef die Bestnote ebenso wie Jens Truckenbrod, dessen Spiel als 6er selten spektakulär ist, dafür aber zumeist höchst effektiv. Vgl. auch Sami Khedira.

Fehlt da nicht einer? Na klar: Der beste Torschütze des SCP, Radovan Vujanovic, in der Vergangenheit oftmals dafür gescholten, dass er vor dem Tor nicht abgezockt genug agiert, machte seinen ersten Doppelpack (1., 61.) im Adler-Dress und führt nun das interne Ranking - fast hätten wir "Torjägerliste"gesagt - an. Mit drei Treffern. Hätten sogar vier sein müssen. Denn der Hattrick (nicht lupenrein) war greifbar. Mit links.

Noch in der ersten Halbzeit, war Vujanovic (32.) den berühmten Tick früher am Ball als Heidenheims Keeper Frank Lehmann ("Neue Vahr Süd"), um dann - acht Meter halblinks vor dem Kasten - mit seinem linken Fuß zu patzen. Der Preuße versuchte recht verzagt mit seinem schwachen Fuß einzuschieben, aber ein FC-Bein konnte den zu schwach geschossenen Kullerball leicht und locker klären. Man muss wissen, dass Vujanovic sein linkes Bein ja leider nur aus statischen Gründen sein eigen nennt. Manche Rückgabe ist schärfer getreten als dieser Versuch der Preußenspitze. 

Den Gästen, die ihren Torjäger Nico Frommer verletzt zu Hause lassen mussten und mit Marc Schnatterer ihren anderen Topstürmer (vier Tore in fünf Spielen) nach überstandenem Mittelfußbruch erst in der letzten halben Stunde brachten, blieb in diesem Auswärtsspiel trotz des späten Anschlusstreffers durch Jabiri (82.) nur die Erkenntnis, dass man in der 3. Liga manchmal eben über 1000 Kilometer reisen muss - und trotzdem mit leeren Händen wieder daheim ankommt. Heidenheim blieb kaum Luft zum Atmen, weil der SCP ständig sein Heil in der Offensive suchte und den FC lange in der eigenen Hälfte beschäftigte.

Die Zuschauer goutierten den endlich mal wieder sehr couragierten Auftritt der Preußen zum Teil mit Standing Ovations. Ohne Aufforderung von den Stehrängen, wo die beinharten Fans das ohnehin, nun ja, ständig tun. "Angriff ist die beste Verteidigung" mag zwar eine Binse sein, die am Samstag im Preußenstadion aber zur flugs zur banalen Wahrheit mutierte. Denn die lag definitiv auf dem Platz. Und das ist - wie der interessierte Fußballfreund spätestens seit Adi Preißler weiß - bekanntlich maßgeblich.

Trainerstimmen

Marc Fascher (SC Preußen Münster) "Das tut richtig gut heute. Es geht eben nichts über Siege. Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir einfach mal von Beginn an so auftreten wollen, wie so oft, wenn wir in Unterzahl spielen mussten. Wo die Mannschaft sich mächtig reinkniete und mit Leidenschaft und Verve die Kohlen aus dem Feuer holte. Das hat prima geklappt. Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet und verdient gewonnen."

Frank Schmidt (1.FC Heidenheim) "Das hat es im deutschen Profifußball wohl auch noch nicht gegeben, dass man gerade auf dem Platz steht und nach 24 Sekunden schon 0:1 zurückliegt. Das hat uns richtig weh getan. Davon haben wir uns nicht richtig wieder erholt. Wir kamen dann nach einer Viertelstunde etwas besser ins Spiel aber die Preußen haben das geschickt gemacht, indem sie den Druck hoch gehalten haben. Damit hatten wir nicht gerechnet. Glückwunsch an die Preußen, der Sieg war verdient."

Aufstellung SCP
Masuch - Kirsch, Duah, Huckle, Kühne - Loose (90. Riemer), Heise (87. Bourgault), Halet, Truckenbrod - Vujanovic, Kluft (62. Daghfous).

Erschienen am 26. November 2011 um 15.48 Uhr, produziert von: Thomas Ottensmann (Text und Fotos), exklusiv für WN.de

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