Freitag, 15. März 2013

Grütze, Dreck und Kaltgeschnäuze

(teo) Ganz schön übersichtlich geworden im Europacup. Aus sieben Überwinterern mach zwei. Schalke segelte mutig im Liga-Aufwindchen und landete dann doch nicht im Viertelfinale, sondern lediglich bruch. Und die Bayern waren ja schon nach dem Hinspiel-Sieg bei Arsenal in die Runde der besten Acht geschrieben worden. Und dann kurz vor Anstoß Störfeuer aus Rom, mit dem selbst der VfB Stuttgart nicht gerechnet hatte. Was Wunder, denn ohne Ultras kein Rauch. Geisterspiele haben eben auch was für sich. Und es war sogar weißer Rauch, zur besten Sendezeit. Dann kurzes Relevanzgerangel in den TV-Anstalten, Hand Gottes und so weiter, also doch Fußball. Und Live-Bilder von der Fast-Demontage der Bayern gegen die Gunners. Und siehe da: Die Bayern können verlieren, die Bayern können mehr als nur ein Gegentor bekommen - was auch schon Fortuna Düsseldorf letztens schon mit den Worten q.e.d. an die Schiefertafel in der Münchener Arena geschrieben hatte. 


"Wir müssen jetzt Dreck fressen!"
(Stefan Effenberg)

(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Auf einmal also alles Grütze, was der Rekordmeister, Rekordjäger und Rekordrekordler der Bundesliga zuletzt so zusammenspielte. Zwanzig Punkte Vorsprung auf den deutschen Doppelmeister BVB? Pah, für Uli Hoeneß kalter Kaffee. Oder kalter Rotwein. Oder schöner Dreck. Tja, Motivation will halt gelernt sein. Und nun auch noch nach Leverkusen! Ausgerechnet Leverkusen, wie Frau Töpperwien kreischen würde. Wenn man sie fragte. Ausgerechnet zu den Verfolgerchen, wie sie mal hießen. Keine eingetragene Marke, übrigens. Ausgerechnet jetzt, auf dem Zenit der schlimmen Krise, müssen die Bayern also zum Angstgegner, der schon im Hinspiel in München gewann. Dort: Kompetenzgerangel, angeblich. Das Bayer-Kreuz hängt schief, angeblich. So ist das ja häufig in Musterehen. Wie es drinnen aussieht, geht niemand was an. Sami Hyypiä kann angeblich nicht mehr ganz so gut mit Sascha Lewandowski. Aha. Sami Hyypiä hatte sinngemäß gesagt, er könne sich auch vorstellen, dass er den Job irgendwann alleine mache. Sascha Lewandowski sagte darauf, dass er sich nicht vorstellen könne, den Job irgendwann ohne Sami Hyypiä zu machen. Ach so. Dann ist doch eigentlich alles klar, oder? Wo waren wir eigentlich? Ach so, Fußball. Bundesliga. Wie wahr. 26. Spieltag. Die Bayern am Samstag im Topspiel in Leverkusen. Bestimmt motiviert. Müssen sie halt Dreck fressen, wenn's nach Uli Hoeneß geht, auch schönen. Bayer 04 - Bayern München 1:2

Der FC Schalke 04 hat 14 von 25 Spielen in dieser Saison nicht gewonnen. Gleiches gelang nur Aufsteiger Eintracht Frankfurt und Bundesliga-Ehrenmitglied HSV. Die Knappen also endlich wieder auf Augenhöhe. Möchten nun auch wieder in die Champagner-Liga. Warum, weiß niemand so ganz genau. An der Kaderstärke kann's nicht liegen. Wahrscheinlich ist es der Anspruch. Gut möglich. Der Schuldenstand kann's ja nicht sein. Der ist schließlich schon im letzten Jahr um 32 auf 184 Millionen Euro gesenkt worden. Wenn es zum Bundesligaspiel nach Nürnberg geht, trifft man auf Freunde. Die Punkte brauchen. FCN - S04 2:1

Der BVB hat nach zwei Derby-Niederlagen, dem Aus im Pokal sowie dem Verlust der Meisterschale nur noch die Champions League im Kopf. Kann man machen. Bleibt ja sonst kaum was. Und zwischendurch dann ab und an diese öffentlichen Testspiele gegen wehrhafte Bundesliga-Mannschaften. Lästig, aber leider so vorgeschrieben. Der SC Freiburg möchte seine feine Saison nun auch so gut wie eben möglich beenden. Aber sich dann lieber doch nicht für den Europacup und mithin die Bredouille qualifizieren. Tja. Eins geht nur. BVB - SCF 1:3

Als der Aufsteiger aus Düsseldorf am letzten Wochenende in München mit zweimaliger Führung kaltschnäuzte, staunte der Fachmann, während wir Ahnungslosen uns wieder nur wunderten. Ungerechterweise muss die Fortuna nun schon wieder bei einem Ex-Meister auswärts antreten. In Wolfsburg. Ja, hört sich immer noch komisch an, stimmt aber. Seit 2009 hatten die VW-Manager zwar nicht mehr allzu viel Spaß an ihrer schwerst pubertierenden Tochter, wollen aber nichtsdestoweniger, dass die Kleine jetzt bald Abitur macht. Am besten im Internat, irgendwo in Europa. Acht Punkte in neun Spielen aufzuholen, ist ja schon ganz anderen gelungen. Ganz andere sind dann aber kurze Zeit später dann manchmal auch abgestiegen. VfL - Fortuna 2:0

Fünfzehn Punkte trennen den SV Werder Bremen und die SpVgg Greuther Fürth. Hört sich viel an, ist aber kaum der Rede wert. Denn das Schlusslicht kann ja nicht der Maßstab für den ehemaligen Deutschen Meister und ehemaligen Pokalsieger und ehemaligen Europapokal-Dauerteilnehmer sein. Nein, der Maßstab heißt FC Augsburg. Acht Punkte und sieben Tore ist der Vorsprung von Werder vor dem beliebten Regelationsplatz, den derzeit die bayrischen Schwaben belegen. Wie sagen Sportjournalisten so gern, ein Heimsieg gegen das Schlusslicht ist also Pflicht. Maßstab hin oder her. Werder - SpVgg 0:1

Hoffenheim lebt noch. Sagten die erstaunten Sportjournalisten nach dem erstaunlichen 3:0-Auswärtssieg von 1899 in Fürth. Nur noch zwei Punkte sind es auf einmal wieder zum begehrten Relegationsplatz. Ein Heimsieg gegen Mainz ist also Pflicht. Der FSV ist nur einen respektive zwei Punkte von den Quali-Plätzen zur Champagner- und Fanta-Liga entfernt. Ein Sieg beim Kellerkind ist also Pflicht. TSG - FSV 0:2

Der HSV ist wieder da. Genau genommen war er ja nie weg. 50 Jahre Bundesliga. 50 Jahre immer da. Hat man manchmal nicht gemerkt, aber immer da, dieser HSV. In der Jubiläumssaison jetzt endlich mal wieder für den Europacup qualifizieren. Der HSV hat 14 von 25 Spielen in dieser Saison nicht gewonnen. Gleiches gelang nur Aufsteiger Eintracht Frankfurt und Schalke. Man ist also auf Augenhöhe. Möchte wieder oben angreifen. Warum, weiß außer Torsten Fink niemand so ganz genau. An der Kaderstärke kann's nicht liegen. Wahrscheinlich ist es der Anspruch. Möglich. Aber Ansprüche kann ja jeder haben. HSV - Augsburg 1:2

Der VfB Stuttgart ist froh, dass er nach dem schweren Europapokalrückspiel bei Lazio Rom erst am Sonntag wieder ran muss. Teuflischer Tanz auf drei Hochzeiten. Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League, was für ein Schlauch. Ja, das Leben kann beschwerlich sein. Schlimm. Wenn man dann noch als Tabellenvierzehnter acht Punkte über dem aufregenden Relegationsplatz steht, heidewitzka! Aber es haben ja schon viele Zweitligisten als deutscher Pokalverlierer im Europapokal gespielt. Denn das ist der Anspruch der Schwaben. An der Kaderstärke kann's eigentlich nicht liegen... - ach, egal. Gut jedenfalls, dass man jetzt in Frankfurt ran muss. Denn die Eintracht hat ein bislang nicht bekanntes Gelübde abgelegt, die ominöse 40-Punkte-Marke nicht zu erreichen. Um nicht Europapokal spielen zu müssen. Gibt die Kaderstärke einfach nicht her. Ein wichtiger Baustein auf diesem beschwerlichen Weg: Einfach mal kein Tor mehr schießen. Schwierig, aber machbar. Eintracht - VfB 0:0

Leistungsflexibilität hat einen Namen. Tschulligung, zwei. Borussia Mönchengladbach und Hannover 96. Hui, pfui und dies und das. Manchmal spielen sie, als würden sie täglich trainieren. Manchmal, als hätten sie Rasenallergie. Gladbach hat nur sechs der 25 Spiele verloren, gefühlt waren es etwa doppelt so viele. Hannover hat elfmal verloren, aber auch zehnmal gewonnen. In den Spielen mit hannoverscher Beteiligung fielen 96, haha, kleiner Scherz, 92 Tore. Beide Teams trennt nur ein Punkt und drei Tore. Beide Teams noch mit Chancen auf den Europacup, den beide zuletzt so lieb gewannen. Aber lieb gewinnt ja eher selten. Borussia - 96 2:2

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