Donnerstag, 2. Februar 2012

Ungekämmte, Pöhler und Wegelagerer

(teo) Murmeltiertag. Schon wieder. Der 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga steht bibbernd und steifgefroren vor den Stadiontoren und nölt um Einlass. Meinetwegen. Die erste Meldung des Tages kommt aus Unterföhring. Dort wurde Mitte der Woche die Sky-Zentrale nach Rauschmitteln und bewusstseinserweiternden Substanzen durchkämmt. Der Grund liegt auf der Hand: Den DFL-Ermittlern kamen die 
Ansonsten alles Essig.
Die hässlichste
Salatschüssel der Welt.
Ansetzungen der Top-Spiele am Freitag- und Samstagabend spanisch vor. Nur soviel an dieser Stelle: Es spielen vier deutsche Profi-Klubs gegeneinander.

Zum Topspiel deutlich unter Flutlicht und dem Gefrierpunkt treten am Freitagabend zur Eishockey-Anstoßzeit um 20Uhr30 der Deutsche Meister (nur der BVB!) und der Deutsche Altmeister (nur der FCN!) an. Die Clubberer zittern. Vor Kälte. Vor dem Transrapid-Tempo der Biene-Maja-Kicker aus dem Revier. Vor Abstiegsangst. Aber da sind sie ja in bester Gesellschaft der halben, ach was, der dreiviertel Liga. Mit Ausnahme von Dortmund. Der Pöhler von Dortmund hat unlängst seinen Vertrag im Pott verlängert. Klopp und der BVB, das scheint eine Dauerehe zu werden. Irgendwie ist da zusammengewachsen, was nie getrennt gehörte. Aber wir wissen alle: Der Klebstoff hat ein beschränktes Mindesthaltbarkeitsdatum und heißt Erfolg. Aber solange unzufriedene Kicker gehen dürfen/sollen/können und andere Teenies klaglos die Lücken füllen, ohne zu büßen, läuft es beim BVB.


Und beim Club? Nürnberg liegt nur zwei Punkte vom achten Platz (Hoffenheim) entfernt, aber auch nur drei Punkte vom beliebten Relegationsplatz (Kaiserslautern, wer sonst?). Ein wichtiges Spiel für den FCN, das nach Möglichkeit nicht verloren werden sollte. Aber so ist das in Franken, dem Land der begrenzten Möglichkeiten. FCN - BVB 0:3


Zur Bundesliga-Anstoßzeit am Samstag um 15Uhr30 erwartet der einzige Klub aus der Hauptstadt in der Hauptstadt den kleinen HSV aus Niedersachsen. Hannover 96 ist nach der letzten Ausreißersaison auf Normalmaß geschrumpft, liegt drei Punkte hinter dem letzten europäischen Tabellenplatz und will deswegen munter weiterpunkten. Die Gelegenheit scheint günstig.


Hertha in jämmerlichem Zustand. Sie wirkt ungepflegt wie ein Wegelagerer, duscht nicht mehr regelmäßig, zieht die Kittelschürze nur noch fürs Hochamt aus und kämmt sich schon lange nicht mehr, wenn sie aus dem Haus und unter Leute geht. Ist, nachdem Markus Babbel sie sitzen ließ, einfach nicht mehr die Alte. Und hat sich flugs nen Neuen angelacht. Doch der lacht nicht. Sondern legte sich sofort mit den Blagen an. Schimpft oft, schweigt lange. Und schimpft dann wieder. Ist häufig unrasiert. Hertha ist verunsichert. Es geht ihr nicht gut. Hertha - 96 1:2


Mainz 05 holte den verlorenen Sohn Mohammed Zidan aus dem Dortmunder Exil zurück. Und freut sich. Dem Ägypter geht es ähnlich. Er kehrt an die Stätte seiner größten Erfolge zurück. Die hatte er am Bruchweg unter Trainer Jürgen Klopp. Das Stadion am Bruchweg ist, nun ja, abgebrochen, der Trainer ist über alle Berge. Beste Voraussetzungen für den ebenso sensiblen wie tätowierten Stürmer sich nochmal zu beweisen. Zudem hat Mainz ein leichtes Auswärtsspiel auf dem Zettel. Dazu noch mit unschätzbarem Vorteil: Mainz ist die einzige Mannschaft, die am Samstag in der Halle spielen darf. Anzunehmen, dass Tuchel die kurzärmeligen Trikots rauslegt.


Gut, war gelogen. Auch Schalke darf in der Turnhalle spielen. Kunststück, ist ja die Eigene. Die knappen Knappen haben zusammen mit den Bayern am häufigsten gewonnen (13 Mal) und nach den Bayern die meisten Tore geschossen, aber elf mehr kassiert. Aber Manuel Neuer hat ja vor der Saison die Pfosten gewechselt und gehört nicht mehr zur Buerschenschaft. Was das hier zur Sache tut? Nichts, das ist ja das Schöne am Fußball. Schalke steht oben, träumt von Fahnenmeeren, Konfettiregen und Autokorsos vom Ernst-Kuzorra-Weg 1 zum historischen Rathaus in Gelsenkirchen. Das sogar einen Balkon hat. Aber seit wann reicht das? 04 - 05 3:1


Das Rathaus in Leverkusen gehört zu den schönsten Bausünden der 70er Jahre. Es hat wunderbare Betonerker, leuchtende Farben und keinen Balkon. Selbst die Fenster lassen sich nicht öffnen. Wozu auch? Der TSV Bayer 04 Leverkusen, besser bekannt als Werkself (c), war noch nie Deutscher Meister (Nie Deutscher Meiiiister!) und auch in diesem Jahr, wo man den Erfolgstrainer aus dem Blackwood Forest holte, scheint es Essig zu sein mit der Salatschüssel. Aber man ist genügsam geworden am Rhein, wo ja bekanntlich viel Wasser runterfließt, wenn der Tag lang ist. Und die Tage waren auch schon mal kürzer in Leverkusen, dieser Kleinstadt mit schief hängendem Haussegen.


Ballack hier, Capitano dort. Er schweigt. Er spricht nicht. Er sitzt auf der Bank. Der Trainer sagt, er wird noch mal spielen. Der Spieler spricht nicht und sitzt lukrativ auf der Bank. Die Mannschaft tut  es ihm gleich. Na gut, sie spricht manchmal vor TV-Kameras und sitzt nicht auf der Bank, aber sie spielt auch nicht. Schon lange nicht mehr. Keine Freude, keine Sicherheit, kein Zusammenhalt. Ob da ein Leitwolf hülfe? Ach, wer weiß. Die kleine Gelddruckliga ist fest im Visier. Platz 6 entspricht dem "normalen Anspruch des Klubs" hat der Mann aus dem Wald, der in der in Leverkusen überaus beliebten römischen Stadt nebenan geboren wurde, letztens gesagt. Sagen wir es so: Es entspricht dem derzeitigen Leistungsvermögen der recht gut besetzten Elf, die unter Jupp Heynckes teilweise begeisternd und sehr ansehnlich und zudem höchst erfolgreich kickte. Punkt. Muss ich noch was zum Gegner sagen? Es ist der VfB Stuttgart. Bayer 04 - VfB 1:1


Am 7. November 1998 gewann der VfL Wolfsburg gegen die
Borussia VfL 1900 Mönchengladbach mit 7:1. Trainer in Gladbach war damals ein gewisser Rainer Bonhof, Co-Trainer ein gewisser Jörg Schmadtke und im Tor stand ein gewisser Robert Enke. Gladbach spielte die Grottensaison seiner Vereinsgeschichte und fiel wie ein sehr schwerer Stein erstmals in der Vereinsgeschichte in die 2. Liga. Aber der VfL Wolfsburg nutzte nicht nur an diesem öseligen Tag im November die Gunst der schwachen Anderthalbstunde: In 24 Pflichtspielen wurde nur achtmal gegen Gladbach verloren (zwei Unentschieden), davon nur zweimal (von elf Vergleichen) zu Hause. 1998 und 2003.

Nun sind die neuen Fohlen ja die neuen Fohlen und höchst bereit, die beste Saison seit 35 Jahren auch wie den einen oder anderen Konter in dieser Spielzeit perfekt abzuschließen. Um dann in Ruhe eine Kerze in ein leeres Marmeladenglas zu stellen und über den Verlust der Achse Stranzl, Neustädter, Reus (plus x) zu weinen. Mit der Berechtigung zur Teilnahme an einer Gelddruckliga und 17,1 Millionen Euro in der Tasche. Gibt Schlimmeres.


In Wolfsburg wirft man Trainermanagervorstand Felix Magath derweil vor, dass er es nicht schaffte, die alte, teure Mannschaft durch das offene Transferfenster zu stoßen und durch eine neue, teure Mannschaft zu ersetzen. VW muss also mit generalüberholtem Motor, neuen Zündkerzen und geflicktem Keilriemen die letzten Runden der Erfolgssaison drehen. Sieben Punkte Abstand will Wolfsburg in 15 Spielen aufholen, um in der nächsten Saison in der Europa League Werbung für kleine Kleinstwagen mit englischem Namen zu machen. Dabei sind es lediglich fünf Punkte Vorsprung auf den so begehrten Relegationsplatz, der für die Spiele gegen den VfL Bochum berechtigt. Aber wer braucht in den heutigen Zeiten schon Realismus. Und wofür? Eben. VfL - Borussia 0:4


Huch, in der Sky-Zentrale wurden nach unbestätigten Informationen aus Medienkreisen übrigens neben Aufputschmitteln, diversen Hanfprodukten und chemischen Substanzen auch Tranquilizer in nicht unerheblichem Maße gefunden. Und sowas kommt dann dabei raus: Hoffenheim gegen Augsburg 1:0


Beim Topspiel am Samstagabend zur Basketball-Anwurfzeit um 18Uhr30 haben die Sterngucker aber wieder die richtige Ampulle erwischt. HSV gegen Bayern München! Der Dino der Liga gegen den Rekordmeister! Die einzigen überlebenden Unabsteigbaren (hallo nach Bochum) gegen die einzigen "Für-immer-Nummer-Einsen" aus Oberbayern! Die Streber aus München haben in dieser Saison schon fünfmal vergeigt, genauso oft wie Leverkusen und Schalke. Aber einmal mehr als Gladbach und Hannover. Und zweimal öfter als der Deutsche Meister (nur der BVB!).


Was das zur Sache tut? Nichts, das ist ja das Schöne am Fußball. In Hamburg grübelt der kloppähnliche, in Dortmund geborene Trainer aus Wattenscheid derweil, wie er die Niederlage in Grenzen halten kann. Wir grübeln mit. Und kommen zu folgendem Ergebnis: HSV - Bayern München 1:6


Im Schwarzwald hat man einen neuen Trainer. Im Anforderungsprofil stand unter anderem, dass er in der Lage sein muss, aussagekräftige, eloquente TV-Interviews zu geben. Christian Streich sagte nach dem 1:3 in Mainz (0:3 nach 17 Minuten) in einem Interview für die Sportschau dreimal eloquent den Satz: "Dazu sage ich nichts". Dazu fällt uns Folgendes ein:   . Der SV Werder Bremen freut sich, dass er einen Claudio Pizarro hat. Der Lohn: Platz 5, vier Punkte Vorsprung vor einem nicht-europäiischen Tabellenplatz (Hannover), einen Punkt vor der Werkself (c). Am Sonntag zur Amateurfußball-Anstoßzeit um 15Uhr30 reist Werder in den Süden. In Freiburg wächst im Sommer Wein, da hängen die Trauben dann tief. Im Winter wächst da: nichts. SCF - Werder 0:4


Sonst noch? Ach so: Köln spielt doch. Der FC hatte zwar bei der DFL eine Ausnahmegenehmigung inklusive Spielverlegung beantragt, weil Lukas Podolski wegen seines Gips' den Schuh nicht ankriegt. Aber die DFL lehnte ab. Das Spiel auf dem Betzenberg findet also statt. Am Sonntag zur Handball-Anwurfzeit um 17Uhr30. Die weinroten Teufel wissen, dass mehr als Platz 16 in dieser Saison nicht mehr zu schaffen ist. Den haben sie ja immerhin schon mal erreicht. Weiter so. Lautern - Kölle 1:2

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