Freitag, 10. Februar 2012

Borussia-Dusel, Zifferntatoo und Abstiegsbrodem

(teo) Drunter und drüber geht es am 21. Spieltag in der Fußball-Bundesliga. Und bei SAP. Mit Holger Stanislawski sollte ein Hauch von Piraten, St. Pauli und Kiez in die traditionsreiche Arena der TSG Hoffenheim von, ähem, 1899 wehen. Nach der Entlassung in 
Ohne klare Regeln
funktioniert Fußball nicht.


(Handy-Fotto (c): Thomas Ottensmann)
beiderseitigem Einvernehmen nach immerhin sechs von vereinbarten 36 Monaten kommt nun Markus Babbel. Folgerichtig. Weil er nur noch Platz für vier Ziffern auf seinem Oberarm hat. 

Babbel war in der Hauptstadt nach einem Streit mit Manager Preetz bei Hertha vor gut sechs Wochen geflogen. Jetzt wird bestimmt alles gut beim ambitionierten Tabellenachten, der zuletzt gegen die ruhmreiche SpVgg Greuther Fürth zuhause die Chance auf ein lukratives Pokal-Halbfinale verbaselte. Babbels Nachfolger Michael Skibbe hat derweil in der Hauptstadt ebenfalls für einen ganz neuen Hauch gesorgt. Nach vier Pflichtspielen in Folge schnuppert es in Berlin streng nach 2. Liga. Abstiegsbrodem vom Feinsten! Ja, neue Besen kehren zumindest, nun ja, sagen wir mal anders.

Wird eigentlich Fußball gespielt am Wochenende? Ach, sicher. Wenn bei Kiel on Ice angepfiffen werden konnte, dann auf warmem Rasen in den Luxus-Arenen der Liga erst recht. Zudem ist es ja zehn Grad wärmer als zuletzt. Klimaerwärmung! Oder so. Gut, am Freitag Abend um 20Uhr30 eher nicht, wenn im Sky-Topspiel unter Flutlicht und auf Rasenheizung der ruhmreiche VfL Wolfsburg gegen den Sportclub Freiburg um Punkte in der VW-Arena kickt. Felix Magath will seinen eigenen Rekord schon wieder brechen und alle Neuzugänge in der Bundesliga nach und nach mit Zwei-Minuten-Einsätzen (sorry, Patrick Helmes!) nach und nach akklimatisieren. Es wären, nach ersten Hochrechnungen, die Spieler Nr. 117 bis 124. VW hat bei der DFL ohnehin einen Antrag auf dreistellige Rückennummern gestellt, damit der VfL-Kader endlich ordnungsgemäß durchnummeriert werden kann. Wird gekickt? Ja. VfL - SCF 2:0

Mit dem Auftaktspiel haben die Macher des deutschen Bezahl- und Kneipenfernsehens ja wieder mal alles richtig gemacht. Wetten auf Topspiele von Sky-Deutschland werden bei englischen Buchmachern übrigens längst nicht mehr angenommen. Die Quote für Graupenspiele in der Live-Übertragung stand seit Wochen bei 0,5:1. Reich wird da keiner. Und die Sternengucker aus Unterföhring haben schließlich einen Ruf zu verlieren. Deswegen ließen sie sich auch nicht lumpen und haben den Experten Oliver Pocher das erste Topspiel am Sonntag um 15Uhr30 auslosen lassen. Die Glücksfee hatte ein glückliches Händchen: Die Knaller-Partie FC Augsburg gegen 1.FC Nürnberg (0:0) reißt die Fans vom Hocker. Ähnlich wie Pochers Pointen. 

Fritz von Thurn und Taxis zog dann noch mit dem Ausruf "Klassiker!" das Spiel 1.FC Köln (erster Deutscher Bundesliga-Meister von 1963, in den 70er Jahren unter Hennes Weisweiler ne ganz große Nummer) gegen den Hamburger SV (Uwe Seeler, Ernst Happel, Günter Netzer, Franz Beckenbauer, seit 49 Jahren noch nie aus der Bundesliga abgestiegen, der Dino der Liga!) als zweites Topspiel um 17Uhr30 aus der Trommel. Weil es in seiner erfolgreichen Zeit am Mikrophon, damals, als die Sportschau noch Trompetenfanfaren in der Titelmusik hatte, ja schließlich auch mal ein Topspiel war. Jaja, Erinnerung verklärt. Wie's ausgeht? HSV - Köln 3:2

In der Bundesliga-Konferenz am Samstag um 15Uhr30 versenden die Sky-Jungs dann die 08/15-Kicks des deutschen Meisters (nur der BVB!) gegen Leverkusen Forrest. Gähn. 4:2. Der deutsche Rekordmeister (nur der FCB) knickert gegen den Relegationsteilnehmer 1. FC Kaiserslautern, der unter Otto Rehhagel gerne mal in München gewann. Lange her. FCB - FCK 2:0. Werder Bremen empfängt zeitgleich die traditionsreiche TSG 1899 Hoffenheim. Hmpf. SVW - TSG 3:2. Der VfB Stuttgart will daheim gegen Hertha BSC den Abwärtspaternoster anhalten. Hertha will den freien Fall zurück in die Zukunft stoppen. VfB - Hertha 0:0.

Fehlt was? Ach so. Das Topspiel am Samstag. Die Sky-Jungs waren in der letzten Woche längst nach Hause gegangen, als die tüchtige Reinigungskraft mit dem Staubwedel noch zwei Kugeln aus der Lostrommel fischte. Geistesgegenwärtig sicherte sie die beiden Lose, auf denen Borussia VfL 1900 Mönchengladbach (Heimspiel) und FC Schalke 04 (auswärts) in krakeliger Schrift (mit Kuli) geschrieben stand. 

Deswegen kreuzen sich am Samstagabend um 18Uhr30 schon wieder die Wege des Überraschungstabellenvierten und des Überraschungstabellendritten. Gladbach grüßt den längst aus dem DFB-Pokal geflogenen Titelverteidiger als frisch gebackener Pokal-Halbfinalist. Und gewann das Viertelfinale in Berlin, obwohl die Borussia eigentlich das schwächere Team war. Erst der schmeichelhafte Punkt in Wolfsburg, dann der 2:0-Sieg in Berlin. Obacht, die neuen Fohlen gewinnen jetzt auch schon Punkte und Spiele unverdient, irgendwie mit, nun ja, Borussia-Dusel. Was das für das Spiel gegen Schalke bedeutet? Nix. Aber Geschichte wiederholt sich eben doch. Borussia - Schalke 3:1

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