Donnerstag, 16. Mai 2013

Nicht mal ein kleines Zitroneneis

(teo) Der FC Schalke 04 ist gerüstet. Für viele lange Schiffsreisen zu unberührten Küsten, in ferne Länder, in unbekannte Städte mit deutlichem Konsonantenüberschuss. Nicht umsonst ließ man sich im Hause Dassler in weiser Voraussicht Matrosenanzüge nähen. In Marineblau. Falsche Farbe? Tja. Keine Königsklasse, keine Königsfarben. Vorauseilender Gehorsam auf Schalke? Seltenes Schauspiel. Aber der Realismus scheint Horst Heldt nicht allzu fern. Lieber mit einem durchschnittlichen Trainer verlängern, als ein unerfahrenes Großmaul zu engagieren. Und wenn die überdurchschnittlichen Übungsleiter allesamt keine Lust haben, sich am Schalker Markt ins gefährliche Rampenlicht zu setzen, dann ist der schwäbische Spatz nicht die schlechteste Lösung. Selbstredend auch nicht die beste. 


Nie gewesen.

(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Dafür hat aber Julian Draxler bis 2018 unterschrieben - das ist bekanntlich das Jahr, in dem er als Nummer 10 die Elf von Trainer Jürgen Klopp aufs Feld führen wird. Als Kapitän. In der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Russland. Der Mann hat Phantasie? Stimmt. Horst Heldt hat schließlich eine Ausstiegsklausel festgelegt, die sich "gewaschen hat". Hätte der Mann rein sportliche Interessen, dann hätte er sogar die Phantasie gehabt, dem Jungspund die Ausstiegsklausel einfach abzukaufen. Aber Schalke wäre ja nicht Schalke, wenn nicht immer dringend Geld gebraucht würde. Bis 2022, also in dem Jahr, in dem Bundestrainer Jürgen Klopp seine Mannschaft im deutschen Winter auf die Fußball-WM in Katar vorbereiten muss, will Schalke schuldenfrei sein. 173 Millionen Euro müssen bis dahin zurückgezahlt werden. 84 Millionen bringt allein der Wechsel von Julian Draxler zum FC Bayern. 89 Millionen müssen also noch irgendwie her. In der Fantaliga? Schwierig. Aber mit etwas Phantasie ist ja alles möglich. Freiburg - Schalke 3:2

Wo waren wir? Ach ja, der 34. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Alle Spiele, alle Tore am Samstag um 15Uhr30. Ganz schön, irgendwie. Leider sind kaum noch Entscheidungen auszuspielen. Aber jammern hilft ja nix. 

Gladbach - Bayern 1:1
Stuttgart - Mainz 2:2
Nürnberg - Bremen 4:4
Frankfurt - Wolfsburg 3:2
HSV - Leverkusen 1:4

Der 1. FC Kaiserslautern scharrt in der 2. Liga bereits mit den Hufen, über dem Betzenberg riecht es nach Schwefel. In der Bundesliga freut sich komischerweise niemand auf die beliebten Relegationsspiele. Trotzdem bewerben sich gleich drei Klubs um diese Zusatzeinnahme mit gleich zwei Live-Übertragungen. Sagen wir mal Fortuna Düsseldorf. Es ist nicht überliefert, was genau Trainer Norbert Meier meinte, als er das Motto des Saisonabschlussspiels in Hannover mit "Sieg oder Sarg" betitelte. Erste Variante: Direkter Abstieg. Zweite Variante: Relegationsplatz. Dritte Variante: Klassenerhalt. Bei beiden Vorgängervarianten darf sich der Übungsleiter ohne Fortune wohl die Papiere abholen, vielleicht sogar auch bei der dritten (vgl. auch Schaaf, Thomas). In Hannover möchte man mit einem Sieg einen einstelligen Tabellenplatz halten. Viel mehr an Saisonzielen ist einfach nicht übrig geblieben. 96 - Fortuna 4:1

In Hoffenheim dachte man zuletzt, es würde ausreichen, den Druck von der Mannschaft zu nehmen. Aber hatte irgendwie nicht damit gerechnet, dass die Kraichgauer Profis lesen können. Unter anderem die Tabelle. Jetzt wurde das letzte Auswärtsspiel als Ding der Unmöglichkeit hochgejazzt. In Dortmund. Gegen den amtierenden Deutschen Doppelmeister und amtierenden Pokalsieger. Gegen den Champions-League-Gewinner. Das nimmt den Druck natürlich ziemlich raus. Komisch, dass kaum einer erwähnte, dass sich der BVB (auch zuhause) gegen 1899 immer schwer tat. Und nur mit Ach und Krach gewann, wenn überhaupt! Aber das war das Hoffenheim von 2011 und nicht das Hoffenheim von 2013. Und nun? BVB - 1899 1:2

Der FC Augsburg kann es nicht mehr hören. Sechstbeste Rückrundenmannschaft! Bestes Team, gegen das wir in der Rückrunde gespielt haben! Viel besser als der Tabellenplatz! Da kann sich ja keiner was für kaufen. Nicht mal ein kleines Zitroneneis. Aber Markus Weinzierl wäre nicht Markus Weinzierl, wenn er nicht wüsste, dass es die Spielplaner mit dem FC Augsburg gut gemeint haben, als sie dem Aufsteiger, der schon lange gar kein Aufsteiger mehr, sondern ein Nicht-Absteiger ist, das Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth zum Saisonfinale in den Spielplan ritzten. Ausgerechnet gegen Greuther Fürth, das schon lange gar kein Aufsteiger, sondern ein Absteiger ist. Wer das Spiel nicht gewinnt, sagt nahezu jeder, hat es auch nicht verdient in der Liga zu bleiben. Greuther Fürth hat übrigens 17 von 21 Punkten auswärts gewonnen. Und belegt in der Auswärtstabelle Rang 11, einen Punkt hinter Borussia Mönchengladbach. Und zwei hinter Schalke 04. Augsburg - Greuther Fürth 2:1

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