Donnerstag, 21. April 2011

Bentley in der Tiefgarage


(hai) Der 31. Spieltag zeichnet sich ja unter anderem dadurch aus, dass es der viertletzte dieser 48. Spielzeit in der allseits geschätzten  Fußball-Bundesliga ist. Und diesen Viertletzten gibt es 2011 nur ein einziges Mal. Wir sollten also behutsam mit diesem Unikat umgehen.

Am Vorabend des höchsten Feiertags aller reformierten Christen begegnen sich - ganz vorsichtig - der SC Freiburg und Hannover 96. Beide Klubs hatten alle auf dem Zettel. Als es vor der Saison um die beiden Absteiger ging. Da sich der Fußball aber unter anderem auch dadurch auszeichnet, dass man vorher nicht weiß, wie es hinterher ausgeht, drehen Robin Dutt, der Kölner im Breisgau, und Mirko Slomka, der Hannoveraner in Hannover, in dieser Saison allen eine lange Nase. Mit ansehnlichem Konzeptfußball haben sich sowohl Freiburg als auch Hannover längst gerettet. Doch damit nicht genug: Während Freiburg lange Zeit um einen europäischen Starterplatz mitkickte, ist Hannover immer noch im Rennen um die große Gelddruckliga, die ungeliebte kleinere Variante dürfte bei acht Punkten Vorsprung längst in der weinrot-goldenen Tasche stecken. Hannover hat den Norweger Abdellaoue und den Ivorer Ya Konan, Freiburg hat Cissè. Hm. Freiburg - Hannover 1:2.

Der FC Bayern München reist ganz vorsichtig nach Frankfurt und kann sich 41 Stunden lang wieder mit dem bei Sportlern so unbeliebten vierten Platz anfreunden. 27 Tore Vorsprung zählen halt weniger als zwei Punkte Rückstand. Und dann auch noch gegen Daum! Tschuldigung. Und dann auch noch gegen Frankfurt! Wäre nicht das erste Mal, dass die Bayern im ehemaligen Waldstadion, das selbstredend längst wie ein Geldinstitut heißt, das mal grün war und längst gelb ist, verlören. Wo war ich? Ach ja, München spielt nicht ausgesprochen gern in Frankfurt. Genauso wenig wie gegen Daum. Hat das irgendeine Bedeutung auf dem Platz? Nö. Frankfurt - Bayern 1:3.

Neuerdings geben Fußballer ja sogar Pressekonferenzen, wenn sie ihren Vertrag bei ihrem Stammverein nicht verlängern. Und Sender, die alles senden, was nicht niet- und nagelfest ist, übertragen dann (Breaking News!) live. Was nicht heißen soll, dass es nicht unterhaltsam gewesen wäre. Zum einen wird immer deutlicher, dass sich die Frage nach den Inhalten der derzeitigen Tätigkeit von Horst Heldt erledigt zu haben scheint. Er spricht. Zum anderen überzeugte der Ex-Ultra und Ex-Schalker Manuel Neuer bei der in n-tv live übertragenen Gesprächsrunde mit dem Bonmot, dass ihn Horst Heldt über eine Anfrage des FC Bayern München unterrichtet habe. Es ist davon auszugehen, dass der Nationalkeeper aus allen Wolken gefallen ist. Aber Profikicker ergeben sich ja gerne mal in ihr Schicksal, auch außerhalb des Platzes. So wohl auch der Buerschenschaftler: Jetzt verhandeln halt die Vereine. Er kann daran nichts ändern. Sos Fusball! Apropos: Gekickt wird in der Arena am Tag drei nach den endlich öffentlich gemachten Wechselabsichten des in München so unbeliebten besten Torwarts der Welt auch noch. Der Gegner ist Zweitligaaufsteiger 1. FC Kaiserslautern, der seltsamerweise fünf Punkte und zwei Tore Vorsprung auf den Relegationsplatz hat. Kann passieren, wenn man dreimal hintereinander gewinnt. Aber irgendwann ist auch mal gut gewesen. Schalke - FCK 4:0.

Bayer 04 Leverkusen hatte beim Gastspiel in München die mentale Verfassung eines Handmixers. Ohne handelsüblichen Handmixern an dieser Stelle Unrecht tun zu wollen. Ein Hoch auf die Handmixer! Was würden wir ohne sie tun? Die Frage ist bei Bayer 04 schnell beantwortet: Wird halt mal wieder ein anderer Zweiter. Zwar hatte Erik Meijer nicht gänzlich Unrecht, als er behauptete, dass nichts scheißer sei, als der zweite Platz hinter einem Gewinner. Doch in Leverkusen hat man längst Frieden mit diesem Murphyschen Gesetz geschlossen. Platz 2 ist bares Geld wert. Champions League, das Kanonenfutter kommt zurück! Leverkusen - 1899 1:0.

Der VfB Stuttgart spielt ganz gerne mal zu Hause. Gegen Gladbach gewannen die mit Punkten recht sparsamen Schwaben mit 7:0. Aber der VfB Stuttgart spielt ungern zu Hause, wo sie von den eigenen Fans gerne mal ins offene Messer getrieben werden. Gegen den Zweitligisten Kaiserslautern gab es letztens nach einem 2:1-Vorsprung noch eine deftige 2:4-Backpfeife. Gegen den HSV kann das nicht passieren. Apropos HSV: Erstaunlich, dass beim Hamburger Chaos-Club mal jemand auf Uwe Seeler hört. Der lobte Michael Oenning für seine mutige Art, Fußball spielen zu lassen. Das reichte, um einen der talentiertesten Nachwuchstrainer aus dem Interimsstuhl auf den Chefsessel zu hieven. War aber auch überzeugend! Ein Trainer, der seine Mannschaft Fußball (!) spielen (!!) lässt (!!!). Der VfB Stuttgart muss also keine Angst vor einer erneuten Backpfeife haben. Wird nur ne Ohrfeige: VfB - HSV 0:2.

Der FC St. Pauli. Punkt. Hat Verletzungspech. Verliert seinen Untergrundkämpfer Holger Stanislawski an Neureiche aus Süddeutschland. Hätte ich mal prognostizieren sollen. Hätte mir die Chefredaktion schön um die Ohren gehauen. Und womit? Eben. Nunja, der FC St. Pauli. Punkt. Hat Verletzungspech ohne Ende. Hat Aufstellungssorgen. Hat aber kein Geisterspiel vor der Brust. Es reist der beliebte Nordklub SV Werder Bremen an. Beliebt in der Republik, in der Freien und Hansestadt St. Pauli, ähem, eher nicht. Tut aber nix zur Sache. St. Pauli braucht die Punkte dringender, um seinem weinenden Trainer die nächsten Salztropfen aus den Tränensäcken zu treiben. Und den VW in die Tiefgarage zu schieben. Pauli - Bremen 2:1.

Die hochprofessionellen Macher des Bezahl-Fußballsenders hatten Würfelglück: Im Topspiel am Samstagabend stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, die lustigerweise über denselben Vornamen verfügen. Umso erstaunlicher, weil jeder Klardenkende weiß, dass es ja nur eine Borussia gibt. Der Deutsche Meister (nur der BVB) reist in den Borussia-Park, der selbstredend in Gladbach steht, weil in Dortmund ja ein Versicherungs-Stadion rumlungert. Dortmund hat 43 Punkte und 65 Tore Vorsprung auf die Fohlen. Gladbach muss punkten, um den Abstand zu verringern. Warum eigentlich nicht? Borussia - BVB 3:2.

Sonst noch? Wenn alle Schoko-Eier im Garten suchen, muss Felix Magath seinen VW anlassen, um zum Heimspiel gegen die Auswärtsmacht 1.FC Köln zu fahren. VW? Na klar, sein Bentley steht ja immer noch mit Preisschild im Schaufenster. Wo er übrigens im Juni mit Nachlass zu haben sein wird. Wo war ich? Ach so: Auswärtsmacht 1.FC Köln. Macht? Ja, macht nix: Köln verliert ja jedes Auswärtsspiel, gerne auch mal hoch (2:6 in Hamburg, 1:5 in Gladbach, um nur die letzten beiden Auftritte des Zweitligisten zu dokumentieren). Der lustige FC konnte das aber bislang durch eine mysteriöse Serie von Heimsiegen wieder ausgleichen. Klarer Fall für Akte X. Köln muss aber in Wolfsburg immer noch auf Fox Mulder (Leistungszerrung) verzichten, zudem hat sich Nachwuchstrainer Frank Schaefer angewidert vom Profigeschäft verabschiedet. Wird einen Motivationsschub geben. Ganz bestimmt.  Wolfsburg - Köln 1:1.

Zum Abschluss des Spieltages gehen der 1.FC Nürnberg und Mainz 05 behutsam aufeinander los. Gut, ist jetzt nicht direkt das El Cassico der Bundesliga, aber die Tabelle lügt ja nicht (drei Euro fürs Phrasenferkel). Beide Klubs hatten alle auf dem Zettel. Als es vor der Saison um die beiden Absteiger ging. Da sich der Fußball aber unter anderem auch dadurch auszeichnet, dass man ja vorher nicht weiß, wie es hinterher ausgeht, duellieren sich hier der Fünfte und der Sechste. Getrennt durch zwei Punkte und ein Tor. Riecht es hier nicht nach Unentschieden? Sehr wohl. Nürnberg - Mainz 2:2.

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